Staatsschutz eingeschaltet. Mehrfamilienhaus diente als Flüchtlingsunterkunft. Die drei Todesopfer kommen aus Pakistan

Hamburg. Nach der Feuertragödie an der Eimsbütteler Straße 75, bei dem zwei sechs und sieben Jahre alte Jungen und ihre 33 Jahre alte Mutter umgekommen sind, geht die Polizei von Brandstiftung aus. Das Landeskriminalamt hat eine Sonderkommission eingesetzt. Ihr gehören neben Brandermittlern auch Beamte des LKA7 an. Dabei handelt es sich um die Staatsschutzabteilung der Polizei, die auch für fremdenfeindliche Delikte zuständig ist. Die drei Toten sind Pakistaner.

Die Stadt Hamburg nutzt das Mehrfamilienhaus mit elf Wohnungen als Unterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und Obdachlose. 46 Menschen hätten bisher dort gelebt, sagte eine Sprecherin des zuständigen Landesbetriebs „Fördern & Wohnen“. Laut offizieller Stellungnahme der Polizei gibt es bislang allerdings keinen Hinweis auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat. Nach den Ermittlungspannen im Zusammenhang mit der Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle NSU, deren rechtsradikaler Hintergrund über Jahre nicht erkannt worden war, wollen die Behörden in diesem Fall auch dieser Spur nachgehen.

Am Vormittag hatten Spezialisten den Brandausbruchsort untersucht. Das Ergebnis: Unter einem Sicherungskasten im Treppenhaus hatte ein Kinderwagen gestanden, der nach bisherigem Ermittlungsstand zuerst gebrannt hat. Das Feuer sprang dann auf den Sicherungskasten über.

Diese Version wird auch von einem Zeugen gestützt. Er hatte von einem „Blitz“ gesprochen, der aus dem Sicherungskasten kam, soll aber auch ein Feuer darunter gesehen haben. Dennoch schließen die Ermittler einen technischen Defekt als Ursache weiterhin nicht aus.

„Die Ermittlungen gehen aber eindeutig in Richtung von Brandstiftung“, sagte ein Beamter. Ungeklärt ist noch, wie die Frau und die beiden Kinder ums Leben kamen. Die 33-Jährige war leblos auf dem Sofa sitzend aufgefunden worden. Wo die beiden Kinder gelegen haben, wurde zunächst nicht bekannt. Alle drei Opfer wiesen Brandverletzungen auf, obwohl das Feuer begrenzt nur im Erdgeschoss brannte.

„Die heißen Rauchgase waren aufgestiegen“, sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider. „Im Dachgeschoss hatte es dadurch offenbar einen Hitzestau gegeben.“ Ob die Mutter noch versucht hat, mit ihren Kindern aus der Wohnung zu flüchten, war zunächst ungeklärt. Die Feuerwehr fand die Wohnungstür geöffnet vor. Ob sie es aber auch zum Zeitpunkt des Brandausbruchs war oder ob sie geöffnet wurde, als der Rauch bemerkt wurde, ist ungewiss. Eine Obduktion der Kinder und ihrer Mutter soll nun möglicherweise neue Hinweise auf den Ablauf bringen.

„Brandstiftungen wie an der Eimsbütteler Straße passieren in Hamburg oft“, sagt ein Beamter – allerdings selten mit derart tragischen Folgen. Wie aus der Statistik hervorgeht, wurden 2012 in Hamburg 275 Fälle von vorsätzlicher, 121 Fälle von schwerer und 14 Fälle von besonders schwerer Brandstiftung erfasst. Nach Angaben der Feuerwehr sind im gleichen Zeitraum 460 Menschen bei Bränden verletzt worden – die meisten von ihnen erlitten Rauchvergiftungen. 13 Menschen starben 2012 durch ein Feuer. Sie hatten den Brand entweder selbst durch Fahrlässigkeit – etwa eine nicht gelöschte Kerze – ausgelöst oder wurden Opfer eines technischen Defekts.

Erst am vergangenen Dienstag hatte es an der Schwenkestraße, gerade einmal 1,6 Kilometer vom Brandort in Altona-Nord entfernt – in einem Keller gebrannt. Drei Menschen, darunter ein sechs Jahre alter Junge, wurden verletzt. In diesem Fall war im Keller gezündelt worden. Hinweise auf einen Zusammenhang beider Taten gibt es aber nicht.

Zum Feuer an der Eimsbütteler Straße sucht die Polizei noch Zeugen: Wer hat vor 20 Uhr dort verdächtige Beobachtungen gemacht hat? Hinweise erbeten unter Telefon 4286-56789.