Zahl steigt im Januar sprunghaft an. Seit 2010 Mehreinnahmen von 150 Millionen Euro

Hamburg. Die Zahl der Steuerhinterzieher, die sich selbst anzeigen, ist in Hamburg Anfang des Jahres sprunghaft angestiegen. Mit 116 Selbstanzeigen allein im Januar registrierten die Finanzämter einen neuen Rekord. Pro Tag zeigten sich also knapp vier Steuersünder selbst an.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurde die Grenze von 100Selbstanzeigen erst Ende April erreicht, bis dahin hatte sich pro Tag im Schnitt „nur“ ein Steuerhinterzieher den Finanzämtern offenbart. Im Laufe des Jahres waren die Zahlen dann bereits angestiegen, Ende 2013 lagen in Hamburg 637 Selbstanzeigen vor.

Experten vermuten hinter dem sprunghaften Anstieg im Januar mehrere Ursachen. Am offensichtlichsten sei, dass nach den vielen prominenten Fällen wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß und „Zeit“-Herausgeber Theo Sommer die „Aufdeckungsgefahr“ aus Sicht der Steuersünder gestiegen ist, sagte Michael Olfen, Fachanwalt für Steuerrecht, dem Abendblatt. Der Anfang Februar aufgedeckte Fall der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer dürfte eine ähnliche Wirkung haben, konnte aber auf die Januarzahlen noch keinen Einfluss haben.

Olfen sieht zudem in der „Weiß-Geld-Strategie“ vieler Schweizer Großbanken einen Grund: Diese hätten ihre Kunden aufgefordert, die legale Herkunft ihrer Vermögen zu belegen. Wer das nicht könne, dem bleibe oft nur die Selbstanzeige. Mit dieser werde außerdem oft bis kurz nach dem Jahreswechsel gewartet, da dann ein Jahr zusätzlich verjährt ist. In der Regel beträgt die Verjährungsfrist bei Steuerhinterziehung zehn Jahre.

Seit 2010 haben sich in Hamburg nach Angaben der Finanzbehörde gut 1750 Steuersünder selbst angezeigt und insgesamt Kapitalerträge von 563 Millionen Euro nacherklärt. Das habe zu Steuermehreinnahmen von 150 Millionen Euro geführt, von denen aber nur rund ein Drittel der Stadt zugutekommt. Der Rest geht an den Bund und andere Länder.

Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sagte dem Abendblatt, dass sich die Stadt auch weiterhin am Ankauf von CDs mit Daten über Steuerhinterzieher beteiligen werde.