Das sagt zumindest der aktuelle Sozialbericht. Aber wie wohlhabend ist Hamburg wirklich? Woher kommt das Geld, wie entwickeln sich die Einkommen? Hier gibt es Fragen und Antworten.

Hamburg. Der Sozialbericht ist eindeutig: Das Durchschnittseinkommen einer Familie mit zwei Kindern ist von 2770 Euro im Jahr 2000 auf 4110 Euro im Jahr 2010 gestiegen. Dennoch dürfte sich so mancher Familienvater die Augen gerieben und sich gefragt haben, wo denn das ganze Geld bleibt, das ihm – statistisch gesehen – zugerechnet wird. Das Abendblatt versucht, aufzuklären, wie wohlhabend Hamburg nun wirklich ist. Denn eines ist klar: Das Einkommen besteht nicht nur aus dem, was auf dem Lohnzettel steht.

Wie hat sich die Zahl der Erwerbstätigen in Hamburg seit 2005 verändert?

Im Jahr 2012 zählte Hamburg 1,167 Millionen Erwerbstätige. Im Vergleich zum Jahr 2005 ist das ein Anstieg von gut 11,6 Prozent innerhalb von sieben Jahren. In den für Hamburg wichtigen Dienstleistungsbereichen arbeiten inzwischen mehr als eine Million Erwerbstätige.

Wie entwickelte sich die Erwerbsquote?

Die Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen ist deutlich gestiegen. Im Jahr 2005 lag sie dem Statistikamt Nord zufolge bei 66,6 Prozent, im Jahr 2011 bei 73,3 Prozent. Auffällig ist der Anstieg bei den Frauen. Dort stieg die Erwerbsquote um 8,2 Prozentpunkte. Bei Männern lag der Anstieg bei 5,3 Prozentpunkten. Deutlich verändert hat sich auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die älter als 55 Jahre sind. 2005 lag ihre Zahl bei rund 92.500. Im Jahr 2011 waren es rund 112.000.

Wie hoch ist der Anteil der Nichterwerbspersonen in Hamburg?

Der Anteil der Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren, die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind, ging in den vergangenen Jahren zurück. Im Jahr 2005 lag deren Quote bei 25,6 Prozent. Im Jahr 2011 war sie auf 22,5 Prozent gesunken. Auch hier ist die Veränderung bei Frauen signifikant. Die Quote sank von 16,1 Prozent auf 13,4 Prozent. Bei Männern betrug der Rückgang lediglich 0,5 Prozentpunkte.

Wie hoch war das durchschnittliche Nettoeinkommen aller Haushalte?

Im Jahr 2010 lag das durchschnittliche Nettoeinkommen aller Hamburger Haushalte bei 2960 Euro und damit über dem Bundesdurchschnitt von 2760 Euro. Bei Paaren mit Kindern betrug das Durchschnittseinkommen 4110 Euro; Paare ohne Kinder konnten über 3210 Euro verfügen. Alleinerziehende kamen auf 2140 Euro.

Wie hat sich das durchschnittliche Einkommen entwickelt?

Im Jahresdurchschnitt stieg das Nettoeinkommen aller Hamburger Haushalte zwischen 2000 und 2010 um 2,9 Prozent. Damit liegt die Steigerung der Einkommen zum Teil deutlich über der Inflationsrate in diesem Jahrzehnt. Bei Familien und Alleinerziehenden stieg das Einkommen überdurchschnittlich. Die Steigerung lag durchschnittlich bei vier bzw. drei Prozent.

Wie setzt sich das durchschnittliche Haushaltseinkommen zusammen?

Unter dem Nettoeinkommen wird die Summe sämtlicher Einkommen – zum Beispiel Lohn oder Gehalt, Unternehmereinkommen, Rente, öffentliche Unterstützungen, Einkommen aus Vermietung, Kindergeld, Wohngeld, Transferleistungen – verstanden. Durch Abzug von Einkommenssteuern und Sozialbeiträgen, regelmäßigen Vermögenssteuern und regelmäßig zwischen Privathaushalten geleisteten Geldtransfers wird das verfügbare Haus-halts(netto)einkommen gebildet.

Wie hat sich die Verteilung des Einkommens in Hamburg entwickelt?

Die Einkommensverteilung in Hamburg hat sich in den Jahren zwischen 2000 und 2010 nicht wesentlich verändert. Einschränkend muss man sagen, dass zwar der Anteil armutsgefährdeter Menschen konstant blieb, der Anteil als reich einzustufender Menschen jedoch größer wurde.

Wann gilt ein Haushalt als armutsgefährdet?

In Hamburg gilt ein Ein-Personen-Haushalt als armutsgefährdet, wenn das monatliche Nettoeinkommen unter 903 Euro liegt. Das sind im Vergleich zum Jahr 2005 141 Euro mehr. Bei einem Haushalt mit zwei Kindern, die jünger als 14 Jahre sind, liegt eine Armutsgefährdung vor, wenn das monatliche Nettoeinkommen unter 1896 Euro liegt. 2005 lag es bei 1600 Euro.

Wann gilt ein Haushalt als reich?

In Hamburg gilt ein Ein-Personen-Haushalt als reich, wenn dieser über ein monatliches Nettoeinkommen von 3010 Euro verfügt. Im Jahr 2005 lag die Grenze bei 2540 Euro. Ein Haushalt mit zwei Personen und zwei Kindern unter 14 Jahre gilt dem Sozialbericht zufolge als reich, wenn sein monatliches Nettoeinkommen 6320 Euro übersteigt – gut 1000 Euro mehr als 2005.

Wie viele reiche Haushalte gibt es in Hamburg?

215.000 Personen, das sind 13 Prozent, gelten in Hamburg als reich. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Anstieg um drei Prozentpunkte. Damals galten 158.000 Personen nach als reich.

Was verdienen Hamburgs Arbeitnehmer?

Dem Statistikamt Nord zufolge verdienten die Arbeitnehmer 2010 im Durchschnitt 2986 Euro brutto. 2006 waren es 227 Euro weniger gewesen. Betrachtet man nur die Vollzeitbeschäftigten, so lag der Bruttodurchschnittsverdienst 2010 bei 3768 Euro. Im Jahr 2006 waren es 282 Euro weniger.

Was bleibt Hamburgs Arbeitnehmern nach Abzug von Lohnsteuer und Beiträgen zur Sozialversicherung übrig?

Der durchschnittliche Nettoverdienst von Männern, die vollzeitbeschäftigt waren, lag 2010 bei 2621 Euro. Gegenüber dem Jahr 2006 ist das eine Steigerung um 251 Euro. Vollzeitbeschäftigte Frauen bezogen 2010 im Durchschnitt einen Nettoverdienst von 2024 Euro – 240 Euro mehr. Teilzeitbeschäftigte Männer erhielten 2010 1249 Euro netto (plus 259 Euro gegenüber 2006), teilzeitbeschäftigte Frauen durchschnittlich 1186 Euro (plus 218 Euro).

Wie änderte sich der Nettoverdienst?

Dem Statistikamt Nord zufolge stieg der Anteil des Nettoverdienstes am Bruttolohn zwischen 2006 und 2010 um 1,4 Prozentpunkte.

Wie hoch ist die Zahl der Arbeitnehmer, die unter 1500 Euro netto verdienen?

Legt man die rund 696.000 Arbeitnehmer des Jahres 2010 zugrunde, verdienten rund 37 Prozent monatlich weniger als 1500 Euro netto. 2006 lag ihr Anteil bei 44,5 Prozent.

Wie hat sich die Zahl der Besserverdienenden entwickelt?

Die Zahl der Besserverdienenden ist gestiegen. 2010 galt ein Arbeitnehmer als Besserverdienender, wenn er 23,31 Euro pro Stunde verdiente. Dazu gehörten 28,1 Prozent der Beschäftigen in Hamburg. 2006 waren es 26,4 Prozent.

Wo liegt in Hamburg die Niedriglohngrenze?

Die Niedriglohngrenze lag im Jahr 2010 bei einem Bruttostundenverdienst von 10,36 Euro. Daran gemessen arbeiteten 14,4 Prozent der Beschäftigten in Hamburg für einen Niedriglohn. 2006 waren es 15,3 Prozent.

Wie viele Arbeitnehmer verdienen weniger als 8,50 Euro?

2013 verdienten acht Prozent aller Beschäftigten der Hansestadt weniger als 8,50 Euro die Stunde. Dabei handelt es sich hauptsächlich um 400-Euro-Jobber (46 Prozent). Hamburg gehört neben Bayern und Hessen zu den Bundesländern mit dem geringsten Anteil von gering bezahlten Arbeitnehmern.

Wie ist die Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen in HH seit 2005?

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2013 bei 7,4 Prozent. 2005 lag sie bei 11,3 Prozent.

Wie hat sich die Altersstruktur in Hamburg verändert?

Seit 2005 ist sie in Hamburg – anders als im Bundesgebiet – relativ stabil geblieben. Der Altersquotient liegt bei 30 Prozent, der Jugendquotient bei 27 Prozent. Grund für die positive Altersstruktur in Hamburg ist die Zuwanderung in den letzten zehn bis 15 Jahren.

Wie haben sich die Mieten entwickelt?

Dem Hamburger Mietenspiegel zufolge ist die durchschnittliche Miete in Hamburg von 2005 bis 2013 um 20,7 Prozent gestiegen. Das liegt etwa zwei Prozentpunkte über dem Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum. In Hamburg spielen Wohnungsgenossenschaften und das städtische Wohnungsunternehmen eine besondere Rolle. Etwa ein Drittel der rund 900.000 Wohnungen werden von ihnen vermietet. Bei diesen Wohnungsunternehmen liegt der Mietanstieg zwischen 2005 und 2012 bei 17 Prozent, also einen Prozentpunkt unter dem durchschnittlichen Anstieg aller Verbraucherpreise.

Wie entwickelten sich die Nebenkosten?

Die Kosten für Wasser, Sielnutzung oder Grundsteuer seien in den vergangenen Jahren moderat – entsprechend der Inflationsrate – gestiegen, heißt es beim Mieterbund. Das belegt auch ein Vergleich der Betriebskostenspiegel. Im Jahr 2005 lagen die durchschnittlichen Betriebskosten in Deutschland bei 2,76 Euro pro Quadratmeter. Im Jahr 2011 waren sie auf durchschnittlich 3,01 pro Quadratmeter gestiegen. Der Anstieg von durchschnittlich 25 Cent pro Quadratmeter resultierte fast ausschließlich aus dem Anstieg der Heizungskosten. Diese kletterten durchschnittlich um 23 Cent pro Quadratmeter.

Wie entwickelten sich die Verbraucherpreise für Gas, Heizöl und Strom?

Der wichtigste Preistreiber im Wohnbereich waren im vergangenen Jahrzehnt die Energiepreise. Seit dem Jahr 2000 stiegen die Preise für Gas, Heizöl und Strom um 117 Prozent.

Wie war die Preisentwicklung bei den Gebühren für Wasser?

Die Wasserpreise stiegen in Hamburg eher moderat. Bezogen auf 80 Quadratmeter musste ein Privathaushalt in der Hansestadt im Jahr 2005 für Trinkwasser im Durchschnitt 173 Euro bezahlen. Fünf Jahre später waren es rund zehn Euro mehr.

Wie stiegen die Gebühren für Müll?

Betrachtet man die Müllgebühren in Hamburg, so liegt ihre Entwicklung deutlich unter dem Anstieg der Verbraucherpreise. Nach Angaben der Stadtreinigung stiegen die Gebühren seit 1999 um 11,2 Prozent. Seit 2005 beträgt der Anstieg 10,3 Prozent. Die Verbraucherpreise stiegen zwischen 2005 und 2014 um 18 Prozent.

Um wie viel teurer wurde der ÖPNV?

Wer in Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, musste in den vergangenen Jahren deutlich mehr dafür bezahlen. Der Preis für das allgemeine Monatsabo stieg von 126,70 Euro im Jahr 2005 auf 159,40 im vergangenen Jahr. Die Einzelkarte im Großbereich verteuerte sich im selben Zeitraum von 2,40 Euro auf 2,95 Euro.

Was muss eine Familie im Durchschnitt für eine Schulausrüstung bezahlen?

Nach Schätzung der Schulbehörde müssen rund 100 Euro für den Schulranzen und jährlich etwa 100 Euro für Schulmaterial aufgebracht werden. Das Büchergeld, das zwischen 50 und 100 Euro betrug, wurde im Jahr 2010 abgeschafft.

Was gibt die Stadt für Ganztagsschulen, die Eltern indirekt entlasten, aus?

Derzeit stellt die Stadt jährlich rund 110 Millionen Euro für die offene Ganztagsgrundschule und 80 Millionen für gebundene Ganztagsschulen zur Verfügung. Durch den fortlaufenden Ausbau der Ganztagsschulen sind das 30 Millionen Euro mehr als im Jahr 2010.

Wie bezuschusst Hamburg das Mittagessen an den Schulen der Hansestadt?

Hamburg bietet kein grundsätzlich kostenloses Mittagessen an, hat aber eine Sozialstaffel für das Mittagessen an Grundschulen eingeführt. Schüler, die vom Bildungs- und Teilhabepaket profitieren, erhalten das Mittagessen kostenlos. Dafür stellt die Stadt jährlich rund 20 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie hoch ist das Kindergeld?

Für ein Kind beträgt das Kindergeld jährlich 2208 Euro netto. Bei zwei Kindern erhöht es sich auf 4416 Euro und bei drei Kindern auf 6696 Euro netto.

Welche Rolle spielt die Steuerersparnis durch Kinderfreibeträge?

Liegt das zu versteuernde Einkommen eines Haushalts über 65.000 Euro, ist die Steuerersparnis durch Kinderfreibeträge (für das erste und das zweite Kind) höher als das Kindergeld. Bei drei Kindern liegt die Grenze bei etwa 73.000 Euro zu versteuerndem Einkommen. Maximal kann beispielsweise ein Haushalt, der drei Kinder hat, durch Kinderfreibeträge 8832 Euro im Jahr sparen. Das wären 1036 Euro mehr als die Familie durch Kindergeld bekommen würde.

Wie viele Personen erhalten Hartz-IV-Zahlungen?

Zum Zeitpunkt Oktober des vergangenen Jahres lebten in Hamburg 179.900 Hartz-IV-Empfänger.

Wie viel Euro werden an Hartz-IV-Empfänger in Hamburg ausgezahlt?

Die Ausgaben für alle Leistungen im Sozialgesetzbuch II betrugen in Hamburg im Jahr 2012 rund 1,3 Milliarden Euro. Im Jahr 2011 lagen die Ausgaben bei rund 1,33 Milliarden Euro.

Welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten für Familien gibt es?

Familien, deren Einkommen und Vermögen nicht ausreicht, den notwendigen Lebensunterhalt zu decken, können vom Staat finanzielle Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt erhalten. Dazu gehören 420 Euro für eine Erstausstattung mit Bekleidung, eine Babypauschale in Höhe von 500 Euro, 120 Euro für Schwangerschaftsbekleidung. Werdende Mütter, die Hartz IV empfangen, erhalten nach der 12. Schwangerschaftswoche einen Zuschlag von 17 Prozent. Bei 391 Euro wären das beispielsweise 66,47 Euro.

Was zahlt Hamburg pro Kind für eine Betreuung in einer Kindertagesstätte?

In diesem Jahr wird Hamburg für die Betreuung in Kindertagesstätten insgesamt 548 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Krippenbetreuung für die bis unter drei Jahre alten Kinder kostet dabei im Durchschnitt 11.600 Euro pro Kind und die Elementarbetreuung ab 3 Jahren bis zur Einschulung 7.300 Euro.

Wie wird das Armutsrisiko von Kindern berechnet?

Die Armutsmessung findet auf Ebene der Haushalte statt. Liegt das Pro-Kopf-Einkommen der Haushaltsmitglieder unterhalb der für sie gültigen Armutsgefährdungsschwelle, so gelten alle Haushaltsmitglieder – also auch Kinder – als armutsgefährdet. Derzeit gelten in Hamburg 46.000 Kinder unter 18 Jahren als armutsgefährdet. Dem Statistischen Bundesamt zufolge ist die Armutsgefährdungsquote der unter 18-Jährigen von 23,2 Prozent im Jahr 2005 auf 21,3 Prozent im Jahr 2012 gesunken.