Der Künstler Gunter Demnig kniet inmitten eines kleinen Kreises von Menschen. Mit großem Kraftaufwand entfernt er eine Gehwegplatte. Neben ihm liegt ein kleiner Stein mit einer gravierten Messingplatte: ein Stolperstein. Wir befinden uns in der Verlegungszeremonie eines Hamburger Stolpersteins. Einige der Anwesenden umarmen sich. Ein älterer Herr hat Rosen dabei und wirkt traurig, während eine junge Frau eher neugierig aussieht.

Das Ende des Holocaust liegt jetzt fast 70 Jahre zurück. In einigen Jahren wird es niemanden mehr geben, der den Völkermord an Millionen Menschen, die das Deutsche Reich in der Zeit des Nationalsozialismus als Juden definierte. Das Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Demnig ist ein guter Weg, die Namen vieler Verfolgter in der NS-Zeit sichtbar zu machen und deren Schicksale kennenzulernen. Mit Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. So werden Orte des Gesprächs und der Erinnerung geschaffen. Damit wird ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen geleistet. Angehörige und Freunde der Opfer kommen zum Teil aus der ganzen Welt, aus den USA, Israel, Australien, um zu erleben, wie der Ort der Erinnerung entsteht. Bei der Verlegung eines Stolpersteins treffen sie die Menschen, die diesen Anlaufpunkt möglich gemacht haben, die Paten. Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen. Den ersten Stolperstein verlegte Gunter Demnig 1997 in Berlin-Kreuzberg. Inzwischen liegen Stolpersteine in mehr als 500 Orten Deutschlands und Europas. Allein in Hamburg liegen heute 4575 Stolpersteine.

Wir alle müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Holocaust in unserer Nachbarschaft und nicht erst in Auschwitz begann. Die Resonanz auf das Projekt ist sehr stark. Dies kann man daran erkennen, dass es mehr Paten gibt, als kurzfristig Steine verlegt werden können. Infos zum Projekt Stolpersteine gibt es via App oder unter www.stolpersteine-hamburg.de im Internet.