Elftklässler plauderten mit Johannes B. Kerner über Berufsträume, Engagement und Leidenschaften. Der beliebte Journalist wollte seit seiner Kindheit Sportreporter werden.

Die Haspa Hamburg Stiftung hat uns zu einem Gespräch mit Johannes Baptist Kerner eingeladen. Wir sind sehr aufgeregt: Wie wird er sein? Wird er alle Fragen beantworten? Am meisten interessiert uns, wie Herr Kerner dazu wurde, was er jetzt ist: Sportmoderator, Journalist, Showmaster, Stiftungsgründer. Der Anfang des Gesprächs ist nicht einfach. Wir sind doch ganz schön zurückhaltend und beeindruckt. André Heinker, unser Klassenlehrer, und Stefan Lütkemüller von der Haspa Hamburg Stiftung brechen das Eis für uns: Herr Kerner soll erst mal ein bisschen erzählen über seine Schulzeit. Es ist nicht leicht, jemandem direkte, persönliche Fragen zu stellen. Herr Kerner nimmt sich Zeit für uns. „Ich bin ein Mensch mit Berliner Prägung“, sagt er. Das habe er nie abgelegt, und so gehe er auch auf die Menschen zu: offen und ehrlich.

Johannes B. Kerner, 49, wollte seit seiner Kindheit Sportreporter werden. Als kleiner Junge habe er beim Fußballspielen auf der Straße seine eigenen Bewegungen lautstark kommentiert. Seine „Götter“ waren damals die Sportkommentatoren Ernst Huberty und Addi Furler. Noch während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre bewarb er sich 1986 für ein Praktikum beim damaligen Sender Freies Berlin. „Ich habe die so lange mit meinen Anrufen genervt, bis die mich genommen haben“, erzählt er uns. „Dort habe ich jede Arbeit übernommen, die sich anbot.“ Frech und mutig habe er sich dort durchgesetzt und, natürlich, „ein bisschen Talent hatte ich auch, das haben die dann auch irgendwann erkannt!“

Wir merken Johannes B. Kerner die Begeisterung für seinen Beruf an: „Ich liebe das, was ich tue.“ Er erzählt von verschiedenen Fußballwelt- und Europameisterschaften, die er kommentiert und moderiert hat, den Olympischen Spielen und von vielen anderen Sportereignissen. Einige Erlebnisse sind für ihn aber besonders in Erinnerung geblieben. Dazu zählt das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland – Italien 2006 im eigenen Land. „Wir“, sagt er und meint damit Urs Meier und Jürgen Klopp, die mit ihm moderierten, „hatten uns schon auf das Elfmeterschießen eingestellt und dachten, dass wir da irgendwie durchkommen würden. Da fiel in der 119. Minute das 1:0 für Italien, und gleich darauf noch das 2:0. Wir waren wie erstarrt. Ich wusste doch: Gleich bin ich auf Sendung und muss die passenden Worte finden.“ Viel Kritik musste er damals einstecken, weil er in der Moderation dann sagte, Italien habe ja nicht unverdient gewonnen. „Da ging ein Shitstorm über mich nieder.“

Nach vielen Jahren im Beruf ist Kerner immer noch aufgeregt vor den Sendungen. Er erklärt uns Tricks, wie man Nervosität mildern kann. „Ich überlege mir immer sehr genau meine ersten Sätze!“ Und dann macht er eine „Körperübung“ mit uns: Füße leicht auseinanderstellen und dann die Fußzehen fest in den Boden drücken und anspannen. „Diese Stellung hält davon ab, zu viel mit den Armen zu gestikulieren. „Das hilft, und keiner sieht etwas!“

Auch Fragen nach seinem Privatleben beantwortet uns Johannes B. Kerner. Er laufe noch sehr viel. „Drei- bis viermal in der Woche um die Alster, wenn Zeit dafür ist.“ Seine Lieblingssportarten sind Fußball, Handball und Hockey. Sportarten, die auch in seiner Familie geschätzt werden: Seine Frau Britta Becker ist ehemalige Hockey-Nationalspielerin, und seine Söhne spielen auch Hockey. Wenn er Zeit findet, guckt er gerne bei ihren Spielen zu und unterstützt die Kinder.

Wichtig ist Johannes B. Kerner sein Engagement für junge Menschen. „Meine Frau und ich haben Glück gehabt. Wir hatten Erfolg. Ein wenig davon möchte ich weitergeben.“ Er hat darum mit seiner Frau zusammen die Becker- Kerner-Stiftung gegründet, unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung. Seine Stiftung will Schüler und Schülerinnen bei sportlichen und kulturellen Aktivitäten unterstützen. Besonders am Herzen liegt ihm zurzeit sein „Theatix- Projekt“. Damit können Schüler und Schülerinnen für 1,99 Euro ins Theater gehen (www.theatix.de). „Ich habe gemerkt, wie fern das Theater den meisten Jugendlichen ist. Unter den 20 beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Jugendlichen kommt das Theater gar nicht vor. Da wollte ich was tun.“ Inzwischen habe sich sein Lebensschwerpunkt verschoben: „Ich will auch etwas von meiner Familie haben. Mit Kindern bekommt schon alles ein anderes Gewicht. Ich muss beruflich nicht mehr alles machen!“ Was uns sehr überrascht hat, ist, dass Kerner in seiner Nachbarschaft und in der Schule seiner Kinder als normaler Mensch angenommen und gesehen wird. „Ich muss nicht dauernd Autogramme geben. Ich habe sowieso meistens keine dabei.“

Wir haben durch das Gespräch mit Johnnes B. Kerner Einblicke in eine andere Welt bekommen. Eindrücklich hat er uns klargemacht, dass man mit Leidenschaft und Engagement für eine Sache oder seinen Beruf weit kommen kann. Jeder soll an seine Ziele glauben, auch wenn sie noch so fern sind. Herr Kerner hat uns gezeigt, dass man Träume verwirklichen kann und dass man den Spaß am Leben nicht verlieren soll. Wir verabschieden uns schon fast wie alte Bekannte. Vielen Dank für diese spannende Stunde.