907 Unternehmen in der Stadt mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden – ein Zuwachs von 21,9 Prozent. Bundesweit sank die Zahl um 9,7 Prozent.

Hamburg. Max Bahr, der Windkraftspezialist Conergy, die Oortkatener Werft, der Modehändler Olsen und viele andere: Hamburg war im vergangenen Jahr in Deutschland mit einem Plus von 21,9 Prozent der Spitzenreiter bei den Firmeninsolvenzen in Deutschland. In sechs Bezirken nahm die Zahl der Unternehmensaufgaben zu. Nur in Eimsbüttel gab es weniger Pleiten - und zwar satte 16,7 Prozent.

Insgesamt gaben in der Elbmetropole im vergangenen Jahr 907 Unternehmen auf. Damit erreicht die Stadt den schlechtesten Wert seit dem Jahr 2009, als die Finanzkrise in Deutschland wütete. Im gesamten Bundesgebiet gingen die Firmenpleiten sogar um 9,7 Prozent auf 26.733 zurück. „In der Hansestadt gab es in fast allen Branchen Insolvenzen. Nur die Grundstücks- und Immobilienfirmen blieben verschont“, sagte Norbert Sellin, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Bürgel in Hamburg. Vor allem Unternehmen der Speditions- und Logistikbranche hätten im vergangenen Jahr aufgeben müssen, sowie zahlreiche Finanz- und Versicherungsdienstleister. Aber auch Firmen des verarbeitenden Gewerbes mussten laut Bürgel wegen Finanzproblemen zum Insolvenzgericht gehen.

Trotz des hohen Anstiegs der Pleiten waren im vergangenen Jahr in Hamburg weniger Mitarbeiter von den Insolvenzen in der Stadt betroffen als im Vorjahr. Denn neben den Aufgaben der großen Unternehmen mussten vor allem kleine Firmen mit weniger Beschäftigten ihr Geschäft einstellen. 247 der 907 Pleiten in der Hansestadt gehen übrigens auf das Konto von Unternehmen, die erst vor ein bis zwei Jahren gegründet wurden.

„Das ist ein Indikator dafür, dass es Neugründer weiterhin schwer haben. Gerade in der Startphase sorgt vor allem eine fehlende Kapitalausstattung für Finanzierungsschwierigkeiten junger Unternehmen“, so Sellin. „Auch scheitern Neugründungen, wenn sich deren Geschäftsideen als nicht marktfähig erweisen.“ 258 Hamburger Firmen, die 2013 aufgeben mussten, waren Kleinbetriebe. Neben der Hansestadt mussten vor allem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen (9256), Baden-Württemberg (3085) und Niedersachsen (2321) aufgeben.

In diesem Jahr könnte die Zahl der Firmenpleiten in der Hansestadt wieder leicht sinken. „Da das Wirtschaftswachstum in Deutschland im vergangenen Jahr 0,4 Prozent betrug und 2014 laut Experten auf rund 1,5 bis 1,7 Prozent steigen soll, rechnen wir im aktuellen Berichtsjahr mit weniger Unternehmensinsolvenzen“, so Sellin, der bundesweit einen Rückgang der Firmenpleiten auf 26.000 Fälle erwartet. Auch in Hamburg rechnet der Experte mit drei bis fünf Prozent weniger Insolvenzen als im vergangenen Jahr.

Der Schaden durch Firmenaufgaben ist groß. Bundesweit verloren im vergangenen Jahr 150.000 Mitarbeiter durch eine Insolvenz ihren Arbeitsplatz, 2012 waren es insgesamt 183.500 Betroffene. Die Schadenhöhe durch Firmenpleiten betrug im vergangenen Jahr 26,5 Milliarden Euro.

„Insbesondere bei Unternehmen, die hohe Umsätze mit anderen Firmen tätigen, kann eine Insolvenz erhebliche Schäden und Verluste verursachen – und im schlimmsten Fall sogar zu einer Anschlussinsolvenz eines anderen Unternehmens führen“, sagt Sellin. So kann ein produzierender Betrieb mehrere Zulieferer mit in die Pleite ziehen. Und diese könnten wiederum ihre Lieferanten nicht mehr bezahlen.