Die Vorwürfe: Besondere Leistungen und Lebensqualität werden nicht bewertet

Hamburg. Seit dem 1. Januar gilt bundesweit ein neuer Pflege-TÜV. Er soll die Beurteilung der Pflege in stationären und ambulanten Einrichtungen transparenter und aussagekräftiger machen. Während Hamburgs CDU die Verschärfung des Notensystems positiv bewertet, beklagen Pflegeanbieter und Experten deutliche Mängel. Auch Pflegen und Wohnen, der größte private Pflegeanbieter in Hamburg mit 2800 Plätzen in zwölf Einrichtungen, übt Kritik. Organisationsentwicklerin Nicol Wittkamp: „Das Prüfverfahren täuscht eine Objektivität vor, die auf keiner wissenschaftlichen Grundlage beruht.“ Sie bezweifelt, dass der Verbraucher anhand einer einzigen Note und auf der Basis einer „winzigen Stichprobe“ erkennen kann, wie gut oder schlecht die Versorgung ist.

Auch Pflegeexperten wie der Wissenschaftler Johannes Möller äußern Zweifel an der Aussagekraft des neuen Pflege-TÜVs. Zum einen fehle die Möglichkeit, gute Pflegequalität stärker zu differenzieren. Möller fordert daher zusätzliche Bewertungsstufen. Zum anderen gebe es kaum eine Chance, Spitzenleistungen anzuerkennen. Als weitere Schwachstelle gilt, dass die Frage nach der Lebensqualität der zu pflegenden Menschen bei der Bewertung eines Heimes oder einer ambulanten Einrichtung keine Rolle spielt.