Er feiert zwar in den nächsten Tagen seinen 69. Geburtstag, aber eigentlich wollte sich Hans Hermann Vagt noch nicht aus dem Berufsleben zurückziehen. Das muss er jetzt gezwungenermaßen tun: Sein Hotel Am Hafen gehört zu den einsturzgefährdeten Esso-Häusern auf dem Kiez, die ab heute endgültig geräumt und demnächst abgerissen werden. Vor 33 Jahren hatten Vagt und seine Frau Melanie das Hotel übernommen. Sie haben Monteure, Touristen und die Besucher von Harley Days oder Fußballspielen beherbergt, hatten rund um die Uhr geöffnet und etliche Stammgäste. „Da geht man nicht einfach zur Tür raus“, sagt der Seevetaler, dem die letzten Wochen ziemlich an die Nieren gegangen sind.

So ist es auch nur ein schwacher Trost, dass er künftig wieder mehr Zeit hat für seine Hobbys: das Surfen, mit dem er als einer der Ersten in Deutschland begann, das Segeln in seiner Laserjolle oder das Basteln an seinem 50Jahre alten Moped, einer Kreidler.

Sein handwerkliches Interesse war schon immer groß. Nach der Ausbildung zum technischen Zeichner baute Vagt für Studio Hamburg Lichtanlagen, später reparierte er für einen Freund Musikboxen und Flippergeräte. „Die Automatenbranche ist klein“, sagt er. Sein Glück, denn so lief er seiner Melanie über den Weg. Mit ihr war er die letzten 40 Jahre glücklich; sie werden es hoffentlich weiterhin sein, auch ohne das Hotel am Spielbudenplatz.