Lange Zeit hielt sich die Begeisterung für die Arbeit bei den meisten Menschen in überschaubaren Grenzen. Schon in der Bibel war die Arbeit die Strafe Gottes für den Sündenfall. Mit Worten wie Mühe und Last, im Sinne auferlegter Belastung, wurde der Begriff der Arbeit dann auch in den meisten Sprachen ursprünglich beschrieben. So bedeutet etwa das mittelhochdeutsche Wort „arebeit“ Mühe, das gotische „arbaiphs“ kann mit Not oder Bedrängnis übersetzt werden.

Und heute? Mittlerweile ist der Begriff Arbeit deutlich positiver besetzt. Dieses liegt sicherlich auch an der abnehmenden Lebensarbeitszeit – schon lange ist „Arbeit nicht mehr das halbe Leben“. Im Gegensatz zum Ende des 19. Jahrhunderts, als der Großteil der Bevölkerung tatsächlich noch mindestens die Hälfte seines Lebens der Arbeit gewidmet hat: Gearbeitet wurde zwölf Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche, ohne Urlaub und Rentenversicherung. Dafür begann das Arbeitsleben oft bereits im Jugendalter und endete erst mit dem Tod, durchschnittlich vor dem 40. Lebensjahr. Seither hat sich das Verhältnis zwischen der Berufszeit und der Zeit außerhalb des Berufs in einem fast unglaublichen Ausmaß verschoben. Diese Entwicklung verdanken wir vor allem der kontinuierlichen Verlängerung der statistischen Lebenszeit sowie zum kleineren Teil auch der erheblichen Verkürzung der Arbeitszeit.

Wie viel arbeiten wir denn nun tatsächlich? In Hamburg liegt die Lebenserwartung für Frauen bei etwa 82 und für Männer bei knapp 78 Jahren. Dieses entspricht rund 700.000 Lebensstunden. Höchstens zehn Prozent dieses Lebenszeitbudgets wird mit beruflicher Arbeit verbracht – wenn man 40 Jahre lang eine Vollzeitanstellung hat. Und selbst auf ein Jahr gerechnet, kommt ein heute Vollzeitberufstätiger im Schnitt lediglich auf 1618 Stunden (ohne Urlaub und Krankheit), was rund 18 Prozent des Jahres entspricht. Zukünftig kann zwar von einer leicht steigenden Lebensarbeitszeit – durch die Erhöhung des Rentenalters – ausgegangen werden, allerdings erhöht sich auch die Lebenserwartung, sodass der Anteil der Berufszeit die Zehn-Prozent-Marke nicht überschreiten wird. In diesem Zehntel der Lebenszeit schaffen wir es jedoch, die finanzielle Wertschöpfung für die restlichen neun Zehntel des Lebens zu erarbeiten. Dies ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass wir diesem objektiv kleinen beruflichen Teil des Lebens subjektiv eine so große Bedeutung zuschreiben.

Und wie zufrieden sind die Hamburger mit ihrer Arbeit? Insgesamt äußert sich die große Mehrheit der berufstätigen Hanseaten recht positiv über ihren derzeitigen Arbeitsplatz. Allen voran die Beamten sowie die Selbstständigen und Freiberufler: Über 90 Prozent sind mit und in ihrem Beruf glücklich. Hierbei schätzen Beamte besonders die Sicherheit, während Selbstständige die Freiheit, die Eigenverantwortung und den großen Gestaltungsrahmen betonen. Aber auch die meisten Angestellten sind mit ihrem Arbeitgeber zufrieden, wobei sich Männer etwas positiver äußern als Frauen. Leicht zurück liegt die große Gruppe der Arbeiter. Von ihnen bekennen sich „nur“ noch etwas mehr als drei Viertel zu ihrer Firma. Die geringste Identifikation mit ihrem Betrieb haben die jüngsten Arbeitnehmer: die Auszubildenden. Hier herrscht einerseits die stärkste Unsicherheit vor – „wie wahrscheinlich ist eine Übernahme?“, und anderseits sind Lehrjahre bekanntlich keine Herrenjahre.

Was ist für die Zukunft zu erwarten? Die Arbeit bleibt wichtig, steht aber immer seltener im alleinigen Fokus des Lebens. Auch die Deutschen leben nicht mehr, um zu arbeiten, sondern sie arbeiten, um zu leben. Hierbei wollen sie keine Job-Nomaden sein, sondern sie schätzen die Beständigkeit und Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, wollen Anerkennung erfahren, bekennen sich zu ihrem Unternehmen und zeigen eine hohe Betriebstreue.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragenveröffentlicht an dieser Stelle jede Woche exklusiv Ergebnisse ihrer Repräsentativbefragungen für das Hamburger Abendblatt. Hierfür wurden jeweils 1000 Hamburger und 2000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung – Professor Dr. Ulrich Reinhardt – interpretiert die Ergebnisse.