Hamburg. Comedian Janina Korn lebt gern allein – und witzelt trotzdem über die Probleme der Beziehungslosen.

Gekonnt zieht Janina Korn, 30, ihren Lippenstift nach. Die anderen Damen auf der Toilette eines schicken Hamburger Hotels tun es ihr gleich, schließlich findet vor der Tür eine Gala statt. "Hat irgendeine von euch lustige Singlegeschichten zu erzählen?", fragt Korn, während sie den Lippenstift wieder in ihre Tasche rutschen lässt. Schweigen. "Ich arbeite nämlich gerade an einem Comedyprogramm über Singles", setzt die Blondine nach und schaut mit fragenden Augen, die wegen der überlangen künstlichen Wimpern noch größer aussehen, als sie ohnehin sind, von Gesicht zu Gesicht. Schweigen. "Also ich bin draußen, falls euch was einfällt." Korn geht. Schweigen. Irgendwann sagt eine der Frauen: "Ich kenne nur traurige Singlegeschichten.

"Singlesein wird in unserer Gesellschaft wie eine Krankheit behandelt", sagt die 30-jährige Comedian Korn ein paar Tage später. Sie ist zum Interview in ein Café mit dem bezeichnenden Namen Erste Liebe gekommen. Vorm Fenster laufen dumpf lächelnde Paare Händchen haltend in Richtung Michaelisbrücke, um dort Liebesschlösser mit ihren eingravierten Namen anzubringen. Korn würde so etwas nie machen. "Das ist so ein Relikt für die Ewigkeit", sagt sie. "Aber ich glaube eben derzeit nicht daran, dass Beziehungen ewig halten." Ohnehin sei dieser Kitsch nicht ganz ihr Fall.

Um Paare, die "sich abschlecken", oder die Außenalster an einem Sonntagnachmittag macht sie gerne mal einen großen Bogen. Seit gut 18 Monaten ist Korn nun schon Single. Nach der Trennung war sie durchaus traurig, aber heute geht es ihr gut. "Nicht alles Singles sind frustriert", sagt sie. "Auch wenn die Leute das gerne glauben." Korn hatte schon einige Beziehungen hinter sich und von Eifersucht bis zur übertriebenen Anhänglichkeit vieles erlebt, das sie ihrer Freiheit beraubte. Darauf hat sie nun keine Lust mehr. Sie will sich vor niemanden rechtfertigen müssen, auf niemanden Rücksicht nehmen müssen. "Ich empfinde das gerade als echte Bereicherung."

Wenn Korn ihren Beziehungsstatus offenbart, bekommt sie oft Sätze wie "Ach, du Arme" und "Dabei bist du doch ganz hübsch" zu hören. Und auch ihre eigenen Freundinnen sind vor derartigen Vorurteilen nicht gefeit. Einmal hatte Korn einen Mann kennengelernt, der mehr als zehn Jahre älter war als sie. Eine Freundin riet ihr ab. Wenn einer in dem Alter noch nicht verheiratet war, konnte schließlich nur irgendwas mit ihm nicht stimmen. Und auch andersherum kennt sie Vorurteile, etwa Singles, die in Hasstiraden ob jeder Hochzeitseinladung in ihrem Briefkasten ausbrechen. "Radikale Singles mag ich auch nicht", sagt Korn, die sich durchaus vorstellen kann, irgendwann mal wieder in einer Beziehung zu leben - nur eben jetzt nicht.2008 hat die gebürtige Stuttgarterin ihren Abschluss an der Stage School gemacht. Schon während des Studiums hatte ihr ein Professor gesagt, dass sie ein großes komödiantisches Talent besitze.

Korn sah sich jedoch eher in Musicals, und so dauerte es bis zum Sommer 2013, bis sie beschloss, es als Comedian zu versuchen. Schnell war ein Thema gefunden: Singles. Der Alltag lieferte ihr dafür genügend Geschichten. Da wäre zum Beispiel der Reiseveranstalter, der Eltern einen Wellnessurlaub offeriert, bei dem ein Kind gratis mitfährt - im Kleingedruckten steht dann aber, dass Alleinerziehende sehr wohl für ihr Kind zahlen müssen. Oder zum Beispiel das Kreuzfahrtschiff, mit dem Korns Mutter auf Reisen gehen wollte, das aber keine Einzelkabinen anbietet. "Die Gesellschaft macht Singles das Leben ganz schön schwer", sagt Korn. Und da hat sie von den höheren Miet- und Lebenshaltungskosten von Alleinlebenden noch nicht mal angefangen zu erzählen.

Korn sagt, sie brauche keinen Partner, um glücklich zu sein, dafür habe ihre Mutter sie zu selbstständig erzogen. Korn wuchs bei ihrer Mutter auf. Ihr Vater ist Schlagersänger Peter Schilling. Mehr will sie dazu nicht sagen. Sie will nicht nur "die Tochter von" sein. Korn sagt aber, dass er ihr ein gewisses Bühnentalent in die Wiege gelegt habe. Schon als Kind machte sie das ganze Programm mit - Ballettstunden, Gitarrenunterricht, Schultheater.

Der 30-Jährigen, die in Eppendorf lebt, macht es nichts aus, im Mittelpunkt zu stehen: "Ich liebe es, aufzufallen." Seit einigen Monaten taucht sie immer häufiger auf roten Teppichen auf und ist dabei nicht elegant, sondern schrill. Übergroße Sonnenbrillen etwa in Form von Handschellen, mit Glitzergirlanden umwickelt, Turmfrisuren und knappe Korsagen gehören zu ihrem Kleiderschrankrepertoire. Bei einer Musicalpremiere fuhr sie mit einem Bobbycar an den Fotografen vorbei. "Ich bin bunter", erklärt Korn. "Und ich falle auf, ohne meine Brüste zu zeigen." Das sei ja im Showbusiness heute oft der letzte Versuch, etwas Aufmerksamkeit zu bekommen.

Dementsprechend ausgefallen sind auch Korns Bühnenoutfits, die sie alle selbst entwirft und fertigt. Derzeit erweitert sie ihr Programm, aber bereits im Frühjahr soll es wieder Auftritte geben.

Eine große Liebe hat Korn übrigens doch: Hamburg. "Hier gehe ich nicht mehr weg", sagt sie. "Wenn ich meinen Traummann kennenlernen würde und der Münchner wäre, müsste er schon zu mir nach Hamburg kommen."