Senat legt Statistik der unfallreichsten Straßen vor. Grüne fordern mehr Fußgängerampeln und mehr Blitzer

Hamburg. Der Theodor-Heuss-Platz in Rotherbaum (Bezirk Eimsbüttel) ist mit Abstand Hamburgs unfallreichster Verkehrsknotenpunkt. 2012 registrierte die Polizei dort 148 Unfälle. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen ausschließlich Straßen im Bezirk Mitte – angefangen vom Hachmannplatz mit 104 Unfällen über den Deichtorplatz (99 Unfälle) und die Budapester Straße 1–44 (96 Unfälle) bis hin zur Ecke Ballindamm/Ferdinandstor (90 Unfälle). Nur wenige von der Polizei aufgenommene Unfälle ereigneten sich 2012 im Bezirk Bergedorf an der Ecke Binnenfeldredder/Röpraredder (10) und im Bezirk Wandsbek im Bereich Bargteheider Straße/Berner Straße/Meiendorfer Straße und Oldenfelder Straße (16).

Die Statistik ist das Ergebnis einer Großen Anfrage der Grünen zu den Unfallschwerpunkten in der Stadt. Diese befinden sich der Senatsantwort zufolge fast ausnahmslos an viel befahrenen Straßen. Die Ursachen sind häufig zu hohes Tempo oder Spurwechsel bei zu hohem Tempo. „Es fällt auf, dass auf den Rennstecken und großen Verkehrsadern die meisten Unfälle passieren“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion der Grünen, Till Steffen, und fügt hinzu: „Hier stellt sich die Frage, ob wir die Zahl der oft schlimmen Unfälle so hinnehmen oder diese senken wollen.“

Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage listet für 2012 für jeden der sieben Bezirke die jeweils fünf unfallreichsten Verkehrsknotenpunkte auf. Für 2013 liegen „valide statistische Daten“ bisher nur bis Ende September vor.

An den im Jahr 2012 registrierten 148 Unfällen am Theodor-Heuss-Platz waren 301 Fahrzeuge beteiligt – unterteilt in Pkw, Lkw, Bus, Radfahrer, Fußgänger und Mofa. Bei 83 dieser Unfälle wurden Menschen verletzt, wobei diese Zahl nach Angaben der Grünen einen Durchschnittswert aus drei Jahren sei. Der Theodor-Heuss-Platz ist die Kreuzung der viel befahrenen Straßen Alsterglacis, Dammtordamm und Mittelweg – direkt am Bahnhof Dammtor.

Unter den 104 Unfällen am Hachmannplatz waren drei Unfälle mit Verletzten. Am Deichtorplatz wurden bei 31 von 99 Unfällen Menschen verletzt. An der Budapester Straße registrierte die Polizei bei 30 von 96 Unfällen Verletzte, zudem bei 46 der 90 Unfälle an der Ecke Ballindamm/Ferdinandstor.

Der Erfolg des ersten bundesweiten „Blitzmarathons“, der am 10. Oktober auch in Hamburg zu flächendeckenden Kontrollen führte, ist für die Grünen Bestätigung und Anlass zugleich, mehr Polizeikontrollen zu fordern. Damals blitzten die Beamten 24 Stunden lang in der Stadt: 522 Polizisten standen mit Radarpistolen an 389 Orten in der Stadt und an zwei Autobahnen.

Durch die Kontrollen fuhren schließlich 299.850 Menschen. Lediglich bei 2851 Autofahrern wurden Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Das entsprach einem Anteil von 0,95 Prozent. Allerdings waren die Autofahrer zuvor über die Aktion informiert worden. An normalen Tagen seien rund acht Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs.

In Schleswig-Holstein hatte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den „Blitzmarathon“ jedoch kritisiert. Die Aktion komme zu einem Zeitpunkt, an dem die Landespolizei durch Personalabbau und zusätzliche Aufgaben schon mehr als belastet sei, sagte GdP-Landesvize Manfred Börner.

Dennoch: Das Ziel war, das Geschwindigkeitsniveau nachhaltig zu senken und Verkehrsunfälle zu verhindern. Und zumindest in diesen 24 Stunden ging die Rechnung auf, denn im gesamten Hamburger Stadtgebiet registrierte die Polizei eigenen Angaben zufolge auch 50 Prozent weniger Unfälle als sonst, bei denen Verkehrsteilnehmer verletzt wurden. Üblich seien etwa 30 Unfälle pro Tag, während des „Blitzmarathons“ seien es 15 gewesen. Vor der Aktion hatten Hamburger mehr als 2600 Vorschläge gemacht, in welchen Straßen geblitzt werden soll. Die Polizei hatte die Liste mit den Standorten zwei Tage vorher veröffentlicht.

Die Große Anfrage der Grünen hat zudem ergeben, an welchen der 35 unfallreichsten Verkehrsknotenpunkten die Autofahrer von der Polizei kontrolliert wurden. Dabei fällt auf, dass im Jahr 2012 weder am Theodor-Heuss-Platz noch am Hachmannplatz, noch am Deichtorplatz, noch an der Ecke Ballindamm/Ferdinandstor geblitzt wurde. Kontrolliert wurde hingegen an den unfallarmen Bereichen Binnenfeldredder/Röprarredder und Bargteheider Straße/Berner Straße/Meiendorfer Straße/Oldenfelder Straße. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Till Steffen, betont aber: „An fast allen Stellen mit Unfallschwerpunkten wurde 2012 kontrolliert.“ Genauer gesagt: an elf der insgesamt 35 Verkehrsknotenpunkte. Wie oft und wann die Polizisten dort allerdings im Einsatz waren, geht aus der Anfrage nicht hervor. Darin heißt es jedoch, dass die Häufigkeit und die Intensität von den personellen Ressourcen, der polizeilichen Prioritätensetzung und der sonstigen Lage abhängig sei.

Der „Blitzmarathon“ hat nach Einschätzung der Grünen gezeigt, dass sich Unfälle durch gezielte Kontrollen in großem Umfang reduzieren lassen. „Am besten können engere Kontrollen zum Beispiel durch Blitzersäulen für mehr Sicherheit sorgen“, sagte Steffen.

Beim „Blitzmarathon“ im Herbst hätten die Autofahrer gewusst, dass kontrolliert werde und seien folglich langsamer gefahren. „Auch zusätzliche Fußgängerampeln könnten mehr Sicherheit bringen und auf Rennstrecken wie der Kieler Straße das Tempo rausnehmen“, betonte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen.