Ein Polizist und drei Komplizen sollen bei der Einfuhr von 330 Kilogramm Kokain geholfen haben. Das weiße Pulver hatten die Schmuggler in Türen und Holzparkettböden versteckt.

Hamburg. Es ist nicht der Vorwurf, der in diesem Prozess das Prädikat „außergewöhnlich“ verdient, sondern die Tatsache, dass sich seit Dienstag ein Kriminaloberkommissar als Strippenzieher eines gewaltigen Drogenschmuggels vor dem Landgericht verantworten muss. Angeklagt sind Drako N., 35, und drei Komplizen, weil sie der Drogenmafia geholfen haben sollen, rund 330 Kilogramm Kokain nach Hamburg einzuschleusen. Drako N. soll dabei die Lieferung und den Vertrieb der Ware organisiert haben.

Offiziell ist der schlanke, hochgewachsene Mann noch Polizeibeamter – obgleich er bereits vor sechs Jahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen verurteilt worden war. Die Polizei wollte ihn nach dem Urteil nicht mehr in ihren Reihen wissen, seit 2007 ist der 35-Jährige vom Dienst suspendiert, bezieht aber weiterhin volle Bezüge. Grund: Das gegen ihn betriebene Disziplinarverfahren konnte nicht zu Ende geführt werden, weil weitere Vorwürfe den Rechtsstreit in die Länge zogen. Sollte er in dem Drogenprozess zu einer Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr verurteilt werden, ist er seine Beamtenrechte indes endgültig los.

Es geht um fünf Kokainlieferungen, die zwischen 2009 und 2012 von Guayaquil (Ecuador) und Arica (Bolivien) per Container nach Hamburg verschifft wurden oder werden sollten. Das weiße Pulver hatten die Schmuggler in Türen und Holzparkettböden versteckt. Nur vier Lieferungen, in Chargen von dreimal 100 und einmal 30 Kilogramm, erreichten ihr Ziel aber tatsächlich. Wenigstens in einem Fall soll das Rauschgift von Darko N. mit einem Mietfahrzeug abtransportiert worden sein. Zudem soll der Polizist den Mitangeklagten Kai K., 36, angeworben haben. K. wie auch die angeklagten Andre K., 35, und Stephan T., 31, fungierten jeweils als Empfänger der Container und sorgten so laut Anklage „für eine legale Legende der Verschiffung“. Der Schmuggel flog im November 2012 auf, als die ecuadorianische Nationalpolizei bei einer Überprüfung von Containern 13 Kilogramm Kokain sicherstellte. Danach kam das Bundeskriminalamt der Hamburger Drogenbande auf die Spur. Nach Abendblatt-Informationen hielt einer der Täter dem Druck nicht stand und machte von der Kronzeugenregelung Gebrauch, die ihm vermutlich eine harte Strafe erspart. Er kündigte am Dienstag an, „alles zu verraten, was ich weiß“. Wer den Deal in Südamerika eingefädelt hat, ist weiter unklar. Allerdings soll einer der Hintermänner mit dem Pseudonym „Der Schwarze“ inzwischen festgenommen worden sein.

In einem Vorgespräch der Prozessbeteiligten hatte die Staatsanwaltschaft für Drako N. bereits eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren bei streitiger Hauptverhandlung und eine Strafe von acht Jahren im Fall eines Geständnisses gefordert. Für seine Komplizen stellte sie Strafen zwischen vier und fünf Jahren in Aussicht. Das Gespräch wurde jedoch ergebnislos abgebrochen: Zu weit lagen die Vorstellungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung auseinander.

Alle Angeklagten wollen sich zu den Vorwürfen äußern. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt, ein Urteil nicht vor Februar 2014 erwartet.