„Nie mehr bewohnbar.“ Bezirksamt rechnet mit Genehmigung nach dem Jahreswechsel

Hamburg. Nach einer neuerlichen Untersuchung durch Statiker ist so gut wie sicher: Der Abriss der wegen Einsturzgefahr geräumten sogenannten Esso-Häuser am Spielbudenplatz (St. Pauli) ist nur noch eine Frage weniger Wochen. „Nach jetzigem Stand werden die Häuser wohl nie mehr bewohnbar sein“, sagte Andy Grote (SPD), Leiter des zuständigen Bezirksamts Mitte, nach dem Ortstermin der Baufachleute am Montagnachmittag.

Grote rechnet damit, dass seine Behörde noch im Januar die Abrissgenehmigung für die Gebäude erteilt, die am Wochenende von der Polizei evakuiert und danach abgesperrt worden waren. Mieter hatten zuvor „wackelnde Wände“ und plötzlich auftretende Risse gemeldet. Voraussichtlich im ersten Quartal des Jahres 2014 werde mit dem Abbruch der Esso-Häuser begonnen, sagte Grote am Montag.

Alle rund 90 Mieter aus den Gebäuden sind vom Eigentümer, der Bayerischen Hausbau aus München, inzwischen in Hotels untergebracht worden. Wie lange sie dort bleiben müssen, sei noch unklar, sagte Unternehmenssprecher Bernhard Taubenberger. „Wir müssen jetzt unsere Bemühungen intensivieren, Ersatzwohnungen zu finden.“ Ähnlich äußerte sich Bezirksamtsleiter Grote: „Alle Beteiligten müssen sich jetzt beeilen. Ich appelliere an Vermieter, schnell Wohnungen bereitzustellen.“ Er selbst werde umgehend Gespräche mit dem städtischen Wohnungsunternehmen Saga GWG aufnehmen, kündigte Grote an.

Bisher gibt es erst 20 Ersatzwohnungen, 60 müssen noch gefunden werden. Die Bayerische Hausbau will den Mietern mit älteren, unbefristeten Verträgen in der Nähe der Esso-Häuser Wohnungen anbieten. Für Mieter mit befristeten Verträgen müsse man auch in anderen Stadtteilen suchen, sagte Taubenberger. Etwas anderes lasse der angespannte Wohnungsmarkt in Hamburg nicht zu.

Die Bayerische Hausbau hatte die beiden Wohnhäuser und den davorliegenden Gewerberiegel mit Hotel, Musikclub und Läden im Jahr 2009 gekauft. Schon damals galt der in den 1960er-Jahren gebaute Komplex als marode, inzwischen bescheinigen Gutachter, dass der „Zustand von nahezu 100 Prozent der Bauteile“ kritisch ist. Die Balkone sind bereits gesperrt, bis Juni sollten die Häuser geräumt sein. Die bayerische Firma will auf dem Grundstück 240 neue Wohnungen bauen und hat allen Mietern ein Rückkehrrecht eingeräumt. Noch aber gibt es harte Verhandlungen um den Neubau mit dem Bezirk Mitte. Er fordert einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen. Die Bayern bieten die in Hamburg übliche Drittellösung an, etwas anderes sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“.

Doch gegen einen Neubau gibt es Widerstand. Bürger- und Stadtteilinitiativen fordern den Erhalt der Esso-Häuser. Die Initiativen befürchten eine Verdrängung von Menschen aus dem Stadtteil, die sich Neubauwohnungen nicht leisten können. Für Sonnabend ist in Hamburg eine Demonstration geplant, bei der auch gegen den Abriss der Esso-Häuser protestiert werden soll.