Beschäftigte erhalten in zwei Stufen 3,0 und 2,1 Prozent mehr Geld. Auch die Ausbildungsvergütungen werden um 7,2 bis 7,8 Prozent erhöht.

Hamburg. Nach der Einigung in Baden-Württemberg und Bayern ist der Tarifstreit im Einzelhandel in weiteren Bundesländern beendet. Arbeitgeber und Gewerkschaft einigten sich in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und im Saarland nach monatelangen Verhandlungen auf einen neuen Tarifvertrag. Die Einkommen für die rund 70.000 Beschäftigten in Hamburg steigen in zwei Schritten.

Rückwirkend zum 1. August 2013 werden die Einkommen um 3,0 Prozent und dann zum 1. Mai 2014 um weitere 2,1 Prozent angehoben. Auch die Ausbildungsvergütungen werden in dem Zeitraum um 7,2 bis 7,8 Prozent erhöht. Angesichts des demografischen Wandels sei es wichtig gewesen, den Einzelhandel als Arbeitgeber für junge Menschen wieder attraktiv zu machen, sagte der Sprecher des Hamburger Einzelhandelsverbandes, Wolfgang Linnekogel. Der Vertrag gilt rückwirkend zum 1. Mai 2013 und hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Bei der Entlohnung der Kassenkräfte landete Ver.di einen Punktsieg. Die Lohn- und Gehaltstarife sollen unverändert wieder eingesetzt werden, somit gibt es keine Veränderungen für Kassenkräfte. Die Arbeitgeber wollten neu eingestellte Kassierer niedriger eingruppieren als bisher, weil die Anforderungen gesunken seien. Bis Mitte 2015 soll aber für die Branche eine „moderne Entgeltstruktur“ ausverhandelt werden, sagte Linnekogel.

Zudem sieht die Einigung vor, dass für wieder einzugliedernde Warenauffüller eine Entgeltgruppe knapp unter zehn Euro pro Stunde geschaffen wird. Diese Beschäftigten erhalten laut Ver.di aktuell per Werkvertrag zwischen sechs und sieben Euro pro Stunde. Mit der neu gefundenen Regelung setzten die Tarifparteien „ein klares Signal gegen Werkverträge und prekäre Beschäftigung im Einzelhandel“, sagte der Hamburger Verhandlungsführer für Ver.di, Arno Peukes. Die Arbeitsbedingungen für ausgegliederte Beschäftigte könnten nun „deutlich verbessert“ werden.

Nach monatelangen Streiks im Einzelhandel war in Baden-Württemberg vergangene Woche eine Einigung erzielt worden. Die in Hamburg erzielten Lohnsteigerungen sind identisch. Anders als in der Metallindustrie gibt es im Einzelhandel keine Pilotabschlüsse. In Hamburg hatte Ver.di Ende September rund 2000 Beschäftigte zu zweitägigen Streiks aufgerufen. An einer Kundgebung hatten sich laut Gewerkschaft mehrere Hundert Mitarbeiter des Einzelhandels beteiligt. Peukes: „Die Beschäftigten im Einzelhandel haben mit ihrem mutigen Kampf für existenzsichernde Tarifverträge und gegen die Angriffe der Handelskonzerne diesen Erfolg bundesweit erkämpft.“