Morgen trifft ein schwerer Orkan auf die deutsche Küste. Aber die Deiche sollen halten

Hamburg. Orkanböen bis zu 180 Stundenkilometern, heftiges Schneetreiben und eine schwere Sturmflut: An diesem Donnerstag und Freitag droht Hamburg und dem Norden Deutschlands der erste Wintersturm dieser Saison. Die Situation „ähnelt der Lage der schweren Sturmflut von 1962“, teilte das Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation mit und riet für die Nacht zu Freitag von allen nicht unbedingt nötigen Autofahrten ab.

Ursache ist das Orkantief „Xaver“, das sich vor Grönland entwickele und am Donnerstag über Norddeutschland erwartet werde, sagte Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Bereits am Donnerstagvormittag werde es Sturmböen geben, die sich im Lauf des Tages vor allem an der See, im Norden Schleswig-Holsteins und auf den höheren Bergen zu Orkanböen der Stärke 12 auswachsen könnten. In Hamburg rechnen die Meteorologen mit schweren Sturmböen der Stärke 10.

Niklas Weise, Meteorologe beim Institut für Wetter- und Klimakommunikation (IWK), verwies gegenüber dem Abendblatt auf den Orkan „Kyrill“, der im Januar 2007 das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas ins Chaos stürzte und in Böen Windgeschwindigkeiten bis zu 225 Stundenkilometern erreichte. „Damals lag der Druckunterschied bei 50 Hektopascal.“ Am Donnerstag und Freitag werden es etwa 45 Hektopascal sein. „Damit wird das Sturmtief in die Nähe von ,Kyrill‘ kommen“, so Weise.

Zugleich haben die Hamburger Meteorologen eine frappierende Ähnlichkeit der aktuellen Wetterlage mit der Situation im Februar 1962 entdeckt. Damals wie heute führte die Grenze zwischen einem ausgeprägten Hoch- und einem starken Tiefdruckgebiet von den Britischen Inseln kommend über Norddeutschland hinweg. „Das Besondere an dieser Situation ist, dass wir sehr lang andauernde westliche Winde bekommen werden“, sagte Weise.

Diese Wetterlage wird für eine verschärfte Hochwassersituation, möglicherweise ähnlich wie 1962, sorgen. Der andauernde Westwind führt dazu, dass am späten Donnerstagabend das Abfließen des Hochwassers erschwert wird. Mit dem Morgenhochwasser am Freitag wird dann weiteres Wasser in die Elbe hineingedrückt. „An der deutschen Nordseeküste besteht mit dem Nachthochwasser die Gefahr einer schweren Sturmflut“, erklärte das IWK.

Experten vergleichen die Lage mit einer gefüllten Badewanne, in die weiteres Wasser gegossen wird. Weise machte aber deutlich, dass der Vergleich mit der Katastrophe 1962 sich allein auf die Wetterlage beziehe. Mit einem Brechen oder Überfluten der Deiche rechnet derzeit niemand. Die Hochwasserschutzanlagen an der Nordseeküste und auch an der Elbe gelten als sehr gut ausgebaut und sicher.

In der Nacht zu Freitag werden die Niederschläge in weiten Teilen des Nordens in Schnee übergehen. „Bis Freitag früh können zwischen Elbe und Weser örtlich fünf bis 15 Zentimeter Neuschnee fallen“, erklärte das IWK.