Mehr als 300 Mitarbeiter von Max Bahr demonstrieren für den Erhalt der Baumarktkette. Doch die Hoffnung schwindet. Keine guten Nachrichten kamen von der saarländischen Handelskette Globus.

Hamburg. Auf die Royal Bank of Scotland ist Maic Justin nicht besonders gut zu sprechen. Der Max-Bahr-Mitarbeiter aus Neumünster trägt ein Plakat mit einem gezeichneten Herrn in Kilt und karierter Mütze auf der Schulter. Auf der Rückseite ist der Spruch zu lesen: „66 Milliarden vom britischen Steuerzahler. Und in Deutschland keinen Cent übrig.“ Eine Anspielung auf das Verhalten des Kreditinstituts, das einst in der Bankenkrise vom britischen Staat gerettet wurde, nun aber der insolventen Hamburger Baumarktkette die Unterstützung im Überlebenskampf verweigert.

„Die Schotten haben uns einfach hängen lassen“, sagt Justin enttäuscht, der an diesem kühlen Dienstag zusammen mit mehr als 300 Kollegen aus ganz Deutschland für den Erhalt des Hamburger Traditionsunternehmens demonstriert. Mit Trommeln und Trillerpfeifen machen die Beschäftigten ihrem Ärger und ihrer Verzweiflung über das bevorstehende Aus für die Kette Luft. „Rettet Max Bahr jetzt!“ und „Max Bahr soll weiterleben!“ ist auf anderen Plakaten zu lesen.

Am vergangenen Freitag hatte Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder die eigentlich schon perfekte Übernahme von 73 Max-Bahr-Märkten durch ein Konsortium um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg und den Hamburger Investor Dirk Möhrle für gescheitert erklärt und gleichzeitig den bevorstehenden Abverkauf in den Märkten und die Einzelverwertung der Standorte angekündigt.

Max Bahr ist wie eine große Familie für mich. Hier habe ich auch meine Freundin kennengelernt. Das Konsortium hatte sich zuvor mit dem Vermieter der meisten Max-Bahr-Immobilien nicht auf eine Bürgschaft für die Mieten verständigen können. Gut 700 Millionen Euro als Konzernbürgschaft forderten der ebenfalls insolvente Vermieter Moor Park und die dahinterstehende Royal Bank of Scotland. Überzogen, nicht nur aus der Sicht der Beschäftigten von Max Bahr, sondern auch nach Meinung vieler Branchenexperten. Um doch noch eine Mietbürgerschaft stellen zu können, hatte der Gesamtbetriebsrat Anfang der Woche einen Gehaltsverzicht der Beschäftigten ins Spiel gebracht.

Um dieses Anliegen direkt beim Vermieter vorbringen zu können, demonstrierten die Mitarbeiter am Dienstag nicht nur in der Hamburger Innenstadt, sondern auch vor dem Amtsgericht in Reinbek, wo eigentlich eine Sitzung des Gläubigerausschusses von Moor Park stattfinden sollte. Diese war zuvor allerdings kurzfristig abgesagt worden. Aus Kreisen der Royal Bank of Scotland hieß es am Dienstag, dass die Aktion der Mitarbeiter nichts an der bisherigen Situation ändern würde, da die Bürgschaft von der etwaigen neuen Max-Bahr-Muttergesellschaft Hellweg kommen müsste.

Keine guten Nachrichten kamen auch von der saarländischen Handelskette Globus, die sich am Wochenende überraschend wieder als möglicher Interessent für Max Bahr ins Gespräch gebracht hatte. Der Geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens, Thomas Bruch, erklärte gegenüber dem Abendblatt zwar, dass „seitens Globus keine Türen zugeschlagen worden sind“. Man bitte jedoch um Verständnis, dass „wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt über keine weiteren Details sprechen können“.

Für die Mitarbeiter von Max Bahr wäre das Ende des 134 Jahre alten Traditionsunternehmens eine Katastrophe. „Max Bahr ist wie eine große Familie für mich, hier habe ich auch meine Freundin Frauke kennengelernt“, erzählt Maic Justin, der seit 17 Jahren für die Kette arbeitet.

Ulla Donath hat vor 15 Jahren die Max-Bahr-Filiale in Kiel mit aufgebaut, auch ihr Herz hängt an dem Unternehmen. „Über viele Jahre hinweg standen wir immer gut da, doch seit dem Verkauf an den Konkurrenten Praktiker ging es bergab“, sagt die Lagermitarbeiterin. Praktiker hatte das Hamburger Unternehmen 2007 übernommen, sich dann aber mit unrentablen Rabattaktionen und einem Führungschaos in die Insolvenz manövriert und die Tochtergesellschaft mitgezogen.

Die gelernte Gärtnerin Patricia Perlbach, die bei Max Bahr in Braunschweig arbeitet, will einfach nicht wahrhaben, dass die Geschichte der Firma mit dem blau-gelben Logo nun wohl unwiderruflich zu Ende geht. „Wir verstehen uns gut in der Filiale und wollen einfach nicht auseinandergerissen werden“, sagt sie. Daher habe sie sich auch noch nicht um einen anderen Job gekümmert. „Vielleicht rettet uns ja doch noch jemand“, hofft sie.