Saarländische Handelskette verhandelt wieder über Kauf. Mitarbeiter bieten derweil Gehaltsverzicht für Rettung an. Das Zeitfenster für eine Einigung zwischen Globus und der RBS ist ausgesprochen klein.

Hamburg. Die Entwicklung bei der insolventen Hamburger Baumarktkette Max Bahr nimmt langsam absurde Züge an. Nach dem am Freitag verkündeten Aus für das Traditionsunternehmen und der bevorstehende Zerschlagung zeichnet sich nun möglicherweise doch noch eine Rettungsoption ab. Überraschend hat sich der bereits vor Wochen aus dem Bieterprozess ausgestiegene Konkurrent Globus zurückgemeldet und sein erneutes Interesse am Kauf der Kette bekundet.

Dem Vernehmen nach soll sich der Eigentümer der saarländischen Handelskette, Thomas Bruch, in intensiven Verhandlungen über eine Übernahme befinden. „Wir haben noch Interesse an Max Bahr“, bestätigte Globus-Sprecherin Uta Lipinski dem Abendblatt. Genauere Details nannte sie allerdings nicht. Am Freitag hatte der Insolvenzverwalter von Max Bahr, Jens-Sören Schröder, die Verhandlungen mit dem bis dahin favorisierten Bieterkonsortium um den Dortmunder Baumarktbetreiber Hellweg und den Ex-Chef des Unternehmens, Dirk Möhrle, für gescheitert erklärt. Zugleich kündigte er einen in Kürze beginnenden Abverkauf der Max-Bahr-Warenbestände sowie die Verwertung der einzelnen Standorte des Unternehmens an. Das Schicksal der 134 Jahre alten Kette schien daher besiegelt.

Die Übernahme durch Hellweg und Globus war vor allem an der starren Haltung der Royal Bank of Scotland (RBS) gescheitert. Sie ist der größte Gläubiger der ebenfalls insolventen Vermietergesellschaft Moor Park, der 66 Max-Bahr-Immobilien gehören. Das Institut verlangte für die Miete eine sogenannte Konzernbürgschaft von Hellweg in Höhe von rund 700 Millionen Euro. Dem Familienunternehmen war dieses Risiko zu hoch.

Laut Informationen aus Verhandlungskreisen interessiert sich Globus nun nicht nur für die Baumarktkette mit 73 Märkten, sondern auch für die Immobilien, was das Mietproblem lösen würde. Allerdings waren sich die Saarländer schon in früheren Gesprächen mit der RBS nicht einig geworden und deshalb aus dem Bieterprozess ausgestiegen, was die Erfolgsaussichten bei einem erneuten Versuch gering erscheinen lässt.

Nach Informationen der „Saarbrücker Zeitung“ soll das Handelsunternehmen in früheren Verhandlungen bereit gewesen sein, 420 Millionen Euro für die Häuser zu zahlen, alternativ dazu 37 Millionen Euro jährlich an Miete. Moor Park habe allerdings 450 Millionen Euro oder 50 Millionen Euro Jahresmiete gefordert.

Mittlerweile sollen die Saarländer ihr Angebot substanziell nachgebessert haben. Geld, um eine entsprechende Übernahme zu stemmen, ist durchaus vorhanden. Das „Manager Magazin“ führte Globus-Eigentümer Thomas Bruch jüngst auf Rang 53 der reichsten Deutschen mit einem geschätzten Vermögen von rund zwei Milliarden Euro. Zur Globus-Gruppe zählen neben 77 Baumärkten, auch 46 SB-Warenhäusern und neun Elektrofachmärkte in Deutschland. Darüber hinaus ist das Unternehmen auch in Tschechien, Russland und Luxemburg aktiv.

Das Zeitfenster für eine Einigung zwischen Globus und der RBS ist ausgesprochen klein. Sie müsste vor dem in wenigen Tagen beginnenden Abverkauf in den Max-Bahr-Märkten zustande kommen. Wenn dieser erst einmal angefangen habe, werde es nahezu unmöglich, einen Verkauf der Kette als Paket durchzusetzen, hieß es in Unternehmenskreisen.

Unterdessen wird im Umfeld des Konsortiums um Hellweg und Möhrle ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen, dass die Gruppe noch einen letzten Anlauf zur Rettung unternehmen könnte. Man berate im Augenblick über die möglichen Optionen, habe aber noch nichts entschieden, hieß es.

Unterstützung könnten die eigentlich schon gescheiterten Interessenten von den Max-Bahr-Mitarbeitern bekommen, die das Aus für das Unternehmen ebenfalls nicht akzeptieren wollen. Sie bringen einen Gehaltsverzicht zur Firmenrettung ins Gespräch, um dem Konsortium die Stellung der Mietkaution zu ermöglichen.

„Wir geben uns noch nicht geschlagen“, sagte Betriebsrat Uli Kruse. Sofern das Bieterkonsortium bereit sei, die geforderte Mietkaution zu stellen und es der Royal Bank of Scotland als Sicherheit immer noch nicht reichen sollte, wolle der Betriebsrat einen Gehaltsverzicht als Beitrag der Beschäftigten ins Spiel bringen. Solange die Bank aber auf einer Konzernbürgschaft von Hellweg als Sicherheit beharrt, würde dies nach Einschätzung von Experten wenig helfen.