Die Hansestadt sollte endlich Ja sagen zur modernen Stadtbahn – und eine Pilotstrecke bauen

Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, sagen Hamburger immer wieder gern. Und ich stimme dem von Herzen zu. Aber Hamburg ist leider auch immer wieder die langsamste Stadt der Welt. Mindestens aber die zögerlichste.

Jahrzehntelang fristete der Hamburger Flughafen ein Dasein ohne vernünftige Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Alles wurde diskutiert: ein Fernbahnhof, eine U-Bahn-Verbindung und schließlich eine S-Bahn. Jahrzehntelang wurde über eine große Konzerthalle für die Stadt diskutiert. Die gibt es nun seit einigen Jahren am Volkspark – wie lange mag es nun noch dauern, bis Arena und Halle einen vernünftigen Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr bekommen?

Seit mehr als 20 Jahren diskutiert die Stadt – oder besser gesagt das Rathaus – darüber, ob Hamburg die Straßen-, oder wie es heute heißt, eine Stadtbahn wieder einführt. Anfang der 90er-Jahre schon forderte die Opposition in Form der CDU die Wiedereinführung der Straßenbahn. Bereits unter Rot-Grün war sie Ende der 90er-Jahre beschlossene Sache. Ebenso wie unter Schwarz-Grün Ende der 2000er.

Die Abschaffung der Straßenbahn 1978 war einer der größten verkehrspolitischen Fehler der Stadt. Auch für den Tod der Straßenbahn hat Hamburg im Übrigen viele Jahre gebraucht: Entschieden wurde das Aus bereits 1958, als die Hansestadt noch an einen umfangreichen Ausbau des U-Bahn-Netzes mit Linien in Richtung Steilshoop und Lurup glaubte. Die Pläne waren längst beerdigt, als am 1.Oktober 1978 die letzte Fahrt der Straßenbahn Linie 2 von Hunderttausenden Menschen begleitet wurde. Hamburg blieb damals nichts anderes übrig, als auf umweltschädliche Busse umzusteigen – und im nächstbesten Stau zu landen.

Der Bus ist die leistungsschwächste und umweltschädlichste aller Möglichkeiten für den öffentlichen Nahverkehr – und für die Lebensadern einer Millionenstadt zweifellos die schlechteste aller Varianten.

Alle modernen Metropolen Europas setzen heute auf einen möglichst leistungsfähigen Mix aus Vorortzügen (S-Bahn), U-Bahn, oberirdischer Stadtbahn und Bussen. Selbst viele amerikanische Millionenstädte, die die gleichen Fehler begangen hatten wie Hamburg und nur auf Busse setzten, haben dazugelernt und Stadtbahnen eingeführt.

Auch Hamburg sollte sich endlich eingestehen, vor 35 Jahren einen großen Fehler begangen zu haben, und nun die Weichen für die Stadtbahn stellen.

Die Idee, einen Volksentscheid zur Einführung einer Stadtbahn anzustrengen – wie jetzt von CDU und Grünen in die Diskussion gebracht –, hat zweifellos einen großen Charme. Aber es müsste dafür gesorgt werden, dass eine solche Entscheidungsfindung sachlich geführt und nicht – frei nach dem Motto „das kostet aber… “ – emotionalisiert wird.

Wenn die Stadt die Einführung eines zukunftsfähigen Nahverkehrssystems wirklich will, muss sie eine Pilotstrecke wählen, die sich schnell umsetzen lässt und den Nutzen vielen Hamburgern sofort deutlich macht. Prädestiniert dazu wäre eigentlich die meistfrequentierte Buslinie der Stadt, die Linie 5. Doch nachdem die Kreuzungen zwischen Dammtor und Niendorf Markt gerade für ein fragwürdiges Busbeschleunigungsprogramm umgepflügt werden, dürfte das kaum vermittelbar sein. Auch wenn sich die hier eingebaute Signaltechnik wohl auch für eine Stadtbahn einsetzen ließe. Eine gute Chance wurde – zumindest für ein paar Jahre – im wahrsten Sinne des Wortes verbaut.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Anbindung von Arena und Halle am Volkspark an die Stadt – mit einer Stadtbahnlinie von Altona in Richtung Lurup. Der Zug in die Zukunft ist auch in Hamburg möglich – die Stadt muss nur endlich grünes Licht dafür geben.