Ver.di erhöht vor den Verhandlungen am Mittwoch den Druck. Die Gewerkschaft fordert für die 70.000 Beschäftigten in Hamburg 150 Euro mehr Einkommen im Monat.

Hamburg. Nach den Arbeitsniederlegungen bei Karstadt Ende vergangener Woche hat die Gewerkschaft Ver.di ihre Streiks am Montag auf andere Einzelhandelsketten in Hamburg ausgeweitet. Rund 500 Beschäftigte hätten sich zu Wochenbeginn an diversen Aktionen beteiligt, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft dem Abendblatt.

Von den Warnstreiks seien unter anderem Zara-, H&M-, Real- und Marktkauf-Filialen sowie Läden der Buchhandelskette Thalia und Galeria Kaufhof betroffen gewesen, teilte die Gewerkschaft weiter mit. Auch am heutigen Dienstag sollen die Angestellten die Arbeit niederlegen. Um 13 Uhr ist eine Kundgebung vor dem Sitz der Arbeitgeberverbands geplant. Am Mittwoch treffen sich die Tarifparteien dann zur mittlerweile fünften Verhandlungsrunde im aktuellen Tarifkonflikt.

Die Gespräche sind derzeit weitgehend festgefahren. Ver.di fordert für die 70.000 Beschäftigten in der Hansestadt 150 Euro mehr Einkommen im Monat, für Auszubildende 90 Euro mehr. Die Arbeitgeber wollen dagegen die Eingruppierung verschiedener Tätigkeiten im Tarifvertrag verändern, was für neue Mitarbeiter auch Nachteile mit sich bringen könnte. Unter anderem wären von diesen Maßnahmen die Kassiererinnen betroffen.

„Es sind die Beschäftigten, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass Hamburgs Einzelhandelsunternehmen jedes Jahr neue Rekordgewinne einstreichen“, sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Arno Peukes. „Trotzdem kommt heute jeder sechste Hartz-IV-Aufstocker in der Stadt aus dem Einzelhandel. Dass der Arbeitgeberverband vor diesem Hintergrund Einkommenseinbußen fordert, kann man nicht anders als unverschämt bezeichnen.“ Durch zahlreiche Einsparungen im Personalbereich sei die Belastung für die verbliebenen Beschäftigten in den vergangenen Jahren zudem immer belastender geworden.

Während sich in der jetzigen Tarifrunde alles um die Lohnforderungen der Gewerkschaft dreht, waren die Mitarbeiter von Karstadt am Freitag und Sonnabend vor allem aus Sorge um ihre Arbeitsplätze auf die Straße gegangen. Nach dem angekündigten Verkauf der Luxus- und Sporthäuser an einen österreichischen Immobilieninvestor verlangt die Gewerkschaft Standort- und Beschäftigungsgarantien für alle Karstadt-Filialen. Die Geschäftsleitung verweigert diese aber bislang.