Berliner Pannen-Flughafen: Polizei durchsucht Büro von Gerkan, Marg und Partner

Hamburg. Die Vorwürfe seien „unhaltbar“, das Einschalten der Polizei „unverhältnismäßig“: Mit scharfen Worten hat das Hamburger Architektenbüro „gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner“ die Polizei-Razzia in seinem Berliner Büro verurteilt. Der Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatte am Freitag mit Polizeihilfe ein Dokument bei Gerkan sichergestellt, in dem die Parlamentarier Hinweise vermuten, dass es am Eröffnungstermin für den neuen Hauptstadtflughafen im Juni 2012 früh Zweifel gegeben hat.

Die Architekten hätten den Ausschuss mehrfach über Zustand und Verbleib des Schriftstücks getäuscht, begründete der Vorsitzende Martin Delius (Piratenpartei) die Aktion. In einer Erklärung wies Michael Kuhn, Sprecher des Architektenbüros, die Vorwürfe zurück. Unhaltbar sei auch die Anschuldigung, man habe ein Beweismittel nachträglich geändert.

Polizeikräfte hatten das Büro von gmp an der Hardenbergstraße im Stadtteil Charlottenburg am Freitag gestürmt. Die Beamten waren auf der Suche nach einem 25 Seiten starken Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young aus dem Jahr 2010, in dem es um Störungen des Projektablaufs geht, die zu einer Verschiebung der Eröffnungstermine des neuen Airports geführt haben.

Auch in Hamburg standen bereits Beamte bereit, die ebenfalls für den Untersuchungsausschuss tätig werden sollten. Dafür lag nicht nur ein Durchsuchungsbeschluss für das Büro an der Elbchaussee (Othmarschen) vor, sondern auch einer für die Privatwohnung von Star-Architekt Meinhard von Gerkan. Zum Einsatz kam er nicht mehr. Berliner Einsatzkräfte hatten die gesuchten Unterlagen gefunden.

„Das Gutachten wurde sofort herausgegeben, ohne dass irgendeine polizeiliche Zwangsmaßnahme ergriffen wurde“, heißt es von gmp. In Hamburg wurde deshalb die Durchsuchungsaktion noch in der Vorbereitungsphase abgebrochen. Nach Angaben von gmp waren die jetzt sichergestellten Unterlagen dem Untersuchungsausschuss bereits im Februar 2013 ausgehändigt und im Mai 2013 nochmals elektronisch zur Verfügung gestellt worden.

Was die Berliner Parlamentarier im Untersuchungsausschuss monierten: Einige Stellen waren geschwärzt worden. Zudem sei der Ausschuss von gmp mehrfach über den Zustand und Verbleib der Unterlagen getäuscht worden. „Es ist traurig, dass wir zu solchen Mitteln greifen mussten, aber wir haben vorher alle Möglichkeiten bereits ausgeschöpft, um an die Unterlage zu kommen“, sagte Martin Delius der „Berliner Morgenpost“.

„Die dem Ausschuss übergebene Version enthielt aus Gründen von Geschäftsgeheimnissen lediglich Schwärzungen der Beträge von gezahlten und nicht gezahlten Honoraren; der Textteil war vollständig lesbar. Das wurde dem Ausschuss auch offen mitgeteilt“, heißt es dagegen von gmp. Dass der Ausschussvorsitzende, statt zum Telefon zu greifen, einen Durchsuchungsbeschluss erwirkte und gar die Polizei eingeschaltet hat, „ist unverhältnismäßig und scheint allein politisch motiviert“, sagte gmp-Sprecher Michael Kuhn.

Dem Architektenbüro war bereits 2012 von der Berliner Flughafen-Gesellschaft der Auftrag entzogen worden. Gerkan und seinen Partnern wurden Planungsfehler vorgeworfen.