Abendblatt-Fotografen drücken in jedem Jahr Zehntausende Male auf den Auslöser. Ihre besten Motive zeigen wir in einer Serie. Zum Genießen und Informieren – und mit Tipps, wie eine gute Aufnahme gelingt.

Eine Ausbildung zum Fotografen habe ich nie gemacht, ich bin Autodidakt. 1987 habe ich in meiner Heimat Braunschweig als Fotograf angefangen, weil ich nicht nur fotografieren konnte, sondern auch wusste, wie man die Bilder selbst im Labor entwickelt.

Seit 1991 bin ich beim Hamburger Abendblatt. Zuerst landete ich in der Polizeiredaktion. Eine spannende Zeit: Ich wusste morgens nie, was tagsüber passieren würde, wir waren ständig in Bereitschaft, Tag und Nacht.

So auch eines Abends im August 1996. Ein Kollege sagte mir, dass ich schnell zur Rothenbaumchaussee fahren soll. Kiezgröße Kalle Schwensen sei in einem italienischen Restaurant angeschossen worden. Ich fuhr hin und war tatsächlich der erste Fotograf vor Ort. Schwensen wurde von Sanitätern versorgt. Und plötzlich zeigte er das Victory-Zeichen. Ich drückte auf den Auslöser. Das Foto kennen in Hamburg viele. Zeitungen haben es später nachgedruckt. Ich weiß, dass viele Leser Probleme mit Verbrechen, Unfällen und Umweltkatastrophen haben. Aber auch das gehört zum Leben dazu. Im Jahr 2002 war ich beim Elbe-Hochwasser vor Ort, fuhr mit der Feuerwehr im Schlauchboot durch das überschwemmte Dresden.

Mittlerweile habe ich die Polizeiredaktion verlassen und fotografiere für alle Ressorts des Abendblatts. Mich interessiert alles – der Hafen, der Sport, das Theater. Das macht den Reiz meines Jobs aus.

Ich habe als Autodidakt ein paar Grundsätze für das gute Fotografieren. Mein Tipp für Hobby-Fotografen: Ich versuche, möglichst immer eine Kamera dabeizuhaben. So kann ich bei jedem Wetter, jedem Licht Bilder machen. Das perfekte Motiv kommt nicht zurück.

Wer anfängt zu fotografieren, sollte sich nicht zu viel mit der Technik beschäftigen. Wer gute Bilder machen will, braucht keine Vielzahl an Objektiven und keine aufwendige Blitzanlage. Was reicht, sind eine gute Kamera und ein passendes Objektiv mit fester Brennweite. Ist die Brennweite fest, kann der Fotograf nicht zoomen – und muss sich viel mehr Gedanken darüber machen, wo er steht und aus welcher Perspektive er sein Motiv aufnimmt. Fotografen machen einen Fehler, wenn sie nicht dicht genug an ihr Motiv rangehen und einfach aus der Ferne zoomen.

Ein Fotograf muss sich bewegen, sein Motiv aus verschiedenen Perspektiven fotografieren – aus der Hocke, gegen das Licht, von der Seite. Die beste Perspektive hat man, wenn man näher an ein Motiv herangeht.

Morgens und abends ist die beste Zeit für Fotos. Dann taucht die Sonne die Welt in die interessantesten Farben. Ein wichtiger Tipp: Wer Zeit hat, sollte ein Motiv mehrmals zu unterschiedlichen Tageszeiten ablichten.

Nicht nur auf spektakulären Urlaubstrips kann man super fotografieren – sondern vor allem auch in vertrauter Umgebung. Fotografen beobachten ihr Umfeld sehr genau und achten auf jede Veränderung. Denn jede noch so kleine Veränderung kann ein tolles Fotomotiv sein. Suchen Sie sich doch einfach ein Spezial-Thema als Fotograf: Das kann eine Straße sein, ein Fluss oder eine Farbe.

Die weiteren Teile der Serie erscheinen in loser Reihenfolge

Michael Rauhe, 48, fotografiert seit 1991 für das Hamburger Abendblatt