Senator Horch bereist mit großer Wirtschaftsdelegation USA und Kanada. Fokus liegt auf IT, Schifffahrt, Ökoenergien.

Hamburg. Vor dem Hintergrund einer dramatischen Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten reist heute und morgen die bislang größte Hamburger Senatsdelegation in die USA und nach Kanada. Ranghöchstes Mitglied der 100-köpfigen Gruppe ist Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Kernthemen der insgesamt elftägigen Reise sind Schifffahrt und Hafenwirtschaft, Medien und Informationstechnologien sowie erneuerbare Energien. „Neben dem weltweiten Ausbau an Serviceleistung und Kundennähe gilt es für Hamburger Unternehmen, neue Märkte zu erschließen und die bestehende Präsenz zu stärken, insbesondere auch in den USA“, sagte Horch dem Abendblatt. „Letztere bieten nicht zuletzt aufgrund der Reindustrialisierung innerhalb des eigenen Landes großes Potenzial.“

Speziell die Themen Hafenwirtschaft und Offshore-Windkraft sollen auch länderübergreifend im regionalen norddeutschen Rahmen vorgestellt werden. Deshalb reisen in der Delegation unter anderem Frank Nägele (SPD) mit, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von Schleswig-Holstein, sowie Ulrich Getsch (parteilos), der Bürgermeister von Cuxhaven. Hamburger Institutionen werden unter anderem vertreten von Bernd Aufderheide, Chef von Hamburg Messe und Congress, Jens Meier, Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Peter Breitengroß, Vizepräsident der Handelskammer, und Uwe-Jens Neumann von der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung.

In den USA ringen seit Wochen die Demokraten und die Republikaner um eine Anhebung der staatlichen Schuldenobergrenze. Bereits seit dem 1. Oktober werden im Rahmen des Government Shutdown etliche Aufgaben von Bundesbehörden nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr wahrgenommen. Erzielen die Parteien bis zum morgigen Donnerstag keine Einigung, droht den USA auf Bundesebene zudem die Zahlungsunfähigkeit – ein Vorgang mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Weltwirtschaft. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde als Organisator hielt dennoch an der bereits seit Monaten geplanten Reise fest. „Der Haushaltsstreit in den USA wird uns nicht beeinträchtigen“, sagte Horch.

Von der Reise erhofft sich Horch Kontakte, Geschäftsabschlüsse der beteiligten Unternehmen, aber auch aktuelle Eindrücke und Informationen zu großen Wirtschafts- und Technologietrends. Anlass dafür ist vor allem auch das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union. „Vor dem Hintergrund der Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU ist es klug, rechtzeitig die Gespräche aufzunehmen, um tatsächlich an den sich entwickelnden Vorteilen teilzuhaben. Gemeinsam stehen EU und USA für rund die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung, jeden Tag tauschen sie Waren und Dienstleistungen im Wert von 2,7 Milliarden Dollar aus“, sagte Horch. „Durch das geplante Abkommen entstünde die größte Freihandelszone der Welt, was aus Sicht der Befürworter einen erheblichen Wachstumsschub bringen würde. Das Interesse auf der anderen Seite des Atlantiks bei unseren Gesprächspartnern zeigt, wie sehr Hamburger Unternehmen geschätzt werden und wie neugierig die Amerikaner auf uns sind.“

Ziele der Reise sind New York, Boston sowie die kanadischen Städte Montreal und Ottawa. Beim Kernthema maritime Wirtschaft gehe es einerseits um einen verbesserten Küstenschutz angesichts des Klimawandels, sagte Horch, aber auch um die künftigen Handelsströme des interkontinentalen Warenverkehrs und um den Ausbau von Häfen. „Derzeit wird der Panamakanal ausgebaut, sodass voraussichtlich von 2015 an auch sehr große Containerschiffe diese Route zwischen Atlantik und Pazifik befahren können“, sagte Horch. „US-Häfen investieren aus diesem Grund gerade rund 46 Milliarden Dollar in Ausbau und Modernisierung.“ Der Warenaustausch zwischen Nordamerika und Europa auf dem Weg über den Hamburger Hafen war in jüngerer Zeit bereits deutlich gestiegen.

Wesentliche Impulse erwartet Hamburgs Wirtschaftssenator auch bei den Themenkomplexen Informationstechnologien und erneuerbare Energien. Neben der Westküste der Vereinigten Staaten hat sich New York in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Zentrum der USA für neue Kommunikationstechnologien und deren Anwendung in den Medien entwickelt. Bei der Nutzung der Windkraft an Land und auf See wiederum konzentrieren sich die Aktivitäten in den USA und in Kanada vor allem an deren Ostküste.

Sowohl in den USA wie auch in Kanada sind zahlreiche Besuchstermine bei Unternehmen, Forschungsinstituten und bei politischen Repräsentanten geplant, zudem Workshops und Abendempfänge. In Ottawa will Horch unter anderem den kanadischen Senatspräsidenten Noel Kinsella treffen.

Im vergangenen Jahr hatte eine Hamburger Wirtschaftsdelegation unter Leitung des Wirtschaftssenators Japan, Südkorea und China bereist.