Statt Container: Eimsbüttel will 60 Quartiere aus dem Senatsprogramm bereitstellen

Hamburg. Auf der Suche nach dauerhaften Quartieren für Flüchtlinge geht der Bezirk Eimsbüttel ungewohnte Wege: In einem Pilotprojekt sollen Flüchtlinge in die 60 geplanten Neubau-Wohnungen an der Kreuzung von Hagenbeckstraße und Koppelstraße ziehen, die ursprünglich für den freien Markt vorgesehen waren. Die Migranten sollen das Quartier für mehrere Jahre, möglicherweise sogar dauerhaft nutzen können.

Die Umsetzung der Idee werde derzeit geprüft, sagte Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) dem Abendblatt. „Ich halte die dort vorgesehenen Wohnungen für sehr geeignet, um Flüchtlinge unterzubringen“, sagte Sevecke. „Nur Containerdörfer zu errichten ist weder eine effektive noch eine langfristige Lösung für die Flüchtlingsproblematik.“ Es gelte jedoch auch, die wirtschaftlichen Interessen der Stadt zu berücksichtigen.

Das Grundstück an der Hagenbeckstraße gehört der Stadt und soll in Kürze zur Bebauung ausgeschrieben werden. Bislang ist auf der Fläche neben dem Hagenbeck-Hotel ein Kleingartenverein untergebracht. Im Zuge der Wohnungsbauoffensive des Senats war den Kleingärtnern gekündigt und der Neubau von zwei Wohnhäusern beschlossen worden.

Laut Sevecke soll bei der Ausschreibung nun gezielt ein Investor gesucht werden, der die Unterbringung von Flüchtlingen mitträgt. In einem ersten Schritt könnte zunächst die Hälfte der entstehenden Wohnungen an Neuankömmlinge vergeben werden. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich realisiert werden, kann sich Sevecke vorstellen, auch in anderen Neubau-Wohnungen Flüchtlinge einzuquartieren.

Seveckes Vorstoß stößt auch in den innerstädtischen Nachbarbezirken Mitte und Altona auf Zustimmung. Dies sei ein „Weg, über den man nachdenken kann“, sagte Altonas SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian. Aktuell sei aber in Altona der Druck auf den Wohnungsmarkt noch zu groß. „Ich kenne keinen Vermieter, der momentan an die Stadt vermieten will“, sagte Adrian dem Abendblatt. Der Bezirk Altona suche daher vielmehr nach neuen freien Flächen für Flüchtlingsunterkünfte und habe zwei Objekte auch schon konkret im Blick – bei der Trabrennbahn in Bahrenfeld und auf dem Gelände der Graf-von-Baudissin-Kaserne in Osdorf. Auch Michael Osterburg, Fraktionschef der Grünen in Mitte, begrüßt den Vorschlag Seveckes. Seit Jahren gebe es eine Vereinbarung zwischen Senat und Wohnungswirtschaft, jährlich 600 Wohnungen für sozial Schwache, Obdachlose oder Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Passiert sei nicht viel. „Deshalb finde ich die Initiative aus Eimsbüttel richtig gut, damit endlich Wohnungen entstehen, die sich diese Menschen auch leisten können.“