Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere Bundesminister beraten in der Hansestadt mit Branchen-Chefs über digitale Strategien für Deutschland.

Hamburg. Die Hauptstadt der deutschen Informationstechnologie (IT) heißt Hamburg. Zumindest für einen Tag. Am 10. Dezember findet in der Hansestadt nämlich der Nationale IT-Gipfel statt. Neben den Vorständen praktisch aller namhaften deutschen Firmen der Informationswirtschaft, Telekommunikation und neuen Medien, wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit etlichen Ministern aus Berlin anreisen. In den Räumen der Handelskammer werden sie über Konzepte zur Stärkung des IT-Standorts Deutschland diskutieren. Der Kongress, zu dem zwischen 700 und 800 Teilnehmer erwartet werden, soll sich vor allem mit der Digitalisierung der Industrie, der IT-Sicherheit und den Wachstumsbedingungen für junge Unternehmen der Branche beschäftigen. Unklar ist allerdings, wer aus dem Kabinett die Kanzlerin begleiten wird. Die acht Arbeitsgruppen, die den Kongress im Vorfeld vorbereitet haben, werden von Bundesministern und Staatssekretären geleitet. Da offen ist, wie die künftige Regierung aussieht, stehen die Teilnehmer namentlich noch nicht fest. Sicher ist, dass der Bundeswirtschaftsminister kommen wird. Er richtet die Veranstaltung nämlich aus. „Wir erwarten aber auch, dass der Bundesinnenminister sowie die künftigen Minister für Justiz, Forschung und Gesundheit zum IT-Gipfel anreisen“, sagt Bernd Weismann, der das Treffen im Bundeswirtschaftsministerium vorbereitet.

Der Aufwand für das Forum ist enorm. Bereits am Vortag sind zwei Veranstaltungen im Ehemaligen Hauptzollamt des Hafens und im ehrwürdigen Übersee-Club geplant. Der scheidende Vorstandschef der Telekom, René Obermann, Vorsitzender einer der Arbeitsgruppen, lässt rund um die Elbe zahlreiche WLAN-Hotspots zur drahtlosen Internetverbindung aufbauen. „Der Nationale IT-Gipfel ist ein Riesenevent, das auf höchster politischer Ebene wahrgenommen wird“, sagt Ulrich Brehmer, Geschäftsführer Innovation und Umwelt der Handelskammer. „IT ist eine Querschnittstechnologie, die nicht nur jedes Unternehmen, sondern unseren Alltag bestimmt.“

Brehmer hält die Veranstaltung aus zweierlei Gründen für bedeutsam für Hamburg: Zum einen müssten die Konsumenten bei der rasanten Entwicklung der Digitalisierung mitgenommen werden. „Für uns als Kammer heißt das, dass wir unsere Unternehmen schulen und auf die Entwicklung vorbereiten.“ Zum anderen wolle Hamburg den Gipfel nutzen, um IT-Anbieter auf sich aufmerksam zu machen. „Wir wollen selbst Anbieter-Standort sein und nicht immer nur nach Amerika gucken“, so Brehmer. Hamburg sei als Medienstandort dazu ideal geeignet. Dafür hätten der Senat und die Handelskammer gemeinsam eine Broschüre entwickelt, mit der sich Hamburg erfolgreich um die Ausrichtung des IT-Gipfels beworben habe.

Einer der Verantwortlichen dieser Broschüre ist der Leiter des Amtes für Medien in der Senatskanzlei, Carsten Brosda. Er gehört einer Arbeitsgruppe an, die sich mit regionalen Themen beschäftigt. Diese will ein eigenständiges Papier mit Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung entwickeln: „Im Kern geht es in unserer Arbeitsgruppe darum, Vorschläge zu erarbeiten, wie eine Vernetzung von Technologieunternehmen und Medienunternehmen stattfinden kann, ohne dass sie sich gegenseitig das Wasser abgraben“, sagte Brosda.

Technologieunternehmen müssten mehr und mehr auf Inhalte zurückgreifen, Medienunternehmen wiederum die neuen Technologien anwenden. „Das soll in einem friedlichen Miteinander geschehen“, sagte Brosda.

Laut Bundeswirtschaftsministerium soll ebenfalls die Erarbeitung einer „neuen ambitionierten Strategie der Informations- und Kommunikationstechnik auf europäischer und nationaler Ebene in die diesjährige Diskussion aufgenommen werden. „Europa und Deutschland brauchen eine ambitionierte Strategie für Informations- und Kommunikationstechnik, die optimale Wachstumsbedingungen für Industrieunternehmen aller Branchen und innovative Startups sowie die Entwicklung von digitalen Technologien und die Spitzenforschung im europäischen und nationalen Rahmen ermöglicht“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Auch der Datenschutz soll diskutiert werden. Eine Neuauflage der politischen Auseinandersetzung über die Ausspähaffäre ausländischer Geheimdienste ist aber nicht zu erwarten. Der Nationale IT-Gipfel findet seit 2006 jährlich in verschiedenen Städten statt, die sich um die Veranstaltung bewerben müssen. Hamburg ist achter Ausrichter. Im vergangenen Jahr war der IT-Gipfel, zu dem die Bundeskanzlerin in der Regel immer kommt, in Essen zu Gast.