Historische Segler und Dampfer laufen am Sonnabend zur Parade aus. Den besten Blick gibt es auf Steinwerder. Das Zusammentreffen der Schiffe ist dabei kein Zufall, sondern genau geplant.

Hamburg. Und sie bewegt sich doch: An diesem Sonnabend verlässt die „Cap San Diego“ ihren Liegeplatz und nimmt elbabwärts Kurs auf Glückstadt – mit zahlreichen Passagieren an Bord. Wenn sie am Nachmittag wieder zurückkehrt, ist mitten auf der Elbe eine ganze Menge los: Tutend und dampfend sind zeitgleich rund 35 Traditionsschiffe mit insgesamt rund 1000 Gästen und Crewmitgliedern an Bord unterwegs. Sie alle treffen sich voraussichtlich gegen 15.15 Uhr zwischen Teufelsbrück und Oevelgönne und vermitteln auf diese Weise ein eindrucksvolles Bild Hamburger Schifffahrtsgeschichte.

Das Zusammentreffen ist kein Zufall, sondern von der Stiftung Hamburg Maritim und dem Management der „Cap San Diego“ genau geplant. Denn an diesem Sonnabend kann Hamburg mit der zweiten Parade der Traditionsschiffe ein besonderes maritimes Spektakel erleben. Nach dem großen Erfolg des ersten Events vor einem Jahr erlebt die kollektive Fahrt der schwimmenden Oldtimer zum Abschluss der Saison 2013 eine Neuauflage.

+++ Service: Schiffspositionen im Hamburger Hafen und auf der Elbe +++

Dass so viele historische Segler und Dampfer zum selben Moment auf der Elbe schippern, kommt höchstens während der Hafengeburtstage vor. Doch was Hamburg alles an maritimen Juwelen mit glänzender Vergangenheit zu bieten hat, geht bei den traditionellen Hafenfesten häufig unter. „Wir möchten deshalb mit der neuen Parade allen Hamburgern und Gästen diesen Schatz auch außerhalb von Großereignissen präsentieren“, sagt Ursula Wöst, Sprecherin der Stiftung Hamburg Maritim. Die Institution, 2001 auf Initiative von der Handelskammer und der HSH Nordbank gegründet, organisiert die Parade zusammen mit dem Museumshafen Oevelgönne und Vereinen.

Erwartet werden morgen an Land Tausende von Zuschauern. Um 14.30 Uhr setzt sich die gesamte Flotte vor der Elbphilharmonie in Bewegung; gegen 16 Uhr werden die Traditionsschiffe in voller Pracht vor Blankenese zu sehen sein. Danach geht es wieder zurück. Angeführt wird die Oldtimer-Flotte von der „Elbe 3“, die ihren festen Platz im Museumshafen Oevelgönne hat. Das älteste noch heute fahrbereite Feuerschiff der Welt lief vor 125 Jahren in der Werft Johann Lange (Vegesack) vom Stapel und ist inzwischen zu einem kleinen Wahrzeichen des Museumshafens geworden. „Als die ‚Elbe 3‘ 1979 im damals neuen Museumshafen ihren Liegeplatz fand, war sie eines der ersten Hamburger Museumsschiffe“, sagt Ursula Wöst.

Mit dabei ist auch der Lotsenschoner „No. 5 Elbe“, der vor genau 130 Jahren in der Werft H.C. Stülcken (Steinwerder) gebaut wurde. Mehr als 30 Jahre lang war der Gaffelschoner für die Lotsen der Deutschen Bucht im Einsatz, bis er in Privatbesitz kam. Im Jahr 1937 umrundete die Yacht sogar Kap Hoorn und diente später einigen Hippies in den USA in den 1960er- Jahren als Wohnschiff. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm die Stiftung Hamburg Maritim den Schoner, um ihn von Seattle aus mit einem Frachter der Rickmers-Line nach Hamburg zu überführen. Als die „Elbe 5“ schließlich im Herbst 2002 in der Hansestadt eintraf, bereiteten ihr die Seeleute auf 20 historischen Schiffen einen feierlichen Empfang.

Auf große Fahrt gehen an diesem Sonnabend neben dem alten Lotsenschoner unter anderem auch die zwölf Meter lange Rennyacht „Heti“ (1912 gebaut), der Hochseekutter „Landrat Küster“ (1889), der Schwimmkran „Saatsee“ (1917) und das Polizeiboot „Ottensteeuer“ (1956). „Insgesamt“, sagt Ursula Wöst, „kommen auf diese Weise mehr als 3000 Jahre Schifffahrtsgeschichte zusammen.“

Besonders schick präsentiert sich seit eh und je der Staatsdampfer „Schaarhörn“, der – wie viele andere Traditionsschiffe – vom Verein „Jugend in Arbeit Hamburg e. V.“ restauriert wurde. Der 1907 gebaute und relativ luxuriös ausgestattete Zweischrauben-Dampfer sollte eigentlich einmal Kaiser Wilhelm II. durch den Hamburger Hafen schippern. Doch dazu ist es wohl nie gekommen. Statt dessen diente der Peildampfer in der Elbmündung der Seevermessung.

Wer die größte fahrende Traditionsschiffflotte Europas aus nächster Nähe bewundern will, sollte nach Angaben der Stiftung ab 14 Uhr in der Nähe des Anlegers Elbphilharmonie Position beziehen. Die Vorbeifahrt an den Landungsbrücken ist gegen 14.45 Uhr geplant. Die beste Sicht gibt vom Südausgang des Alten Elbtunnels/Steinwerder. Die Rückfahrt von Blankenese erfolgt nach 16 Uhr. Wie es so ist in der Schifffahrt: Zeitliche Veränderungen sind aufgrund des Wetters möglich.