Hamburg. Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion hat der SPD einen „halbherzigen Schutz des Kindeswohls“ vorgeworfen. Anlass für die scharfe Kritik ist die letzte Sitzung des Sonderausschusses zum Methadon-Tod des Pflegekindes Chantal. Das elf Jahre alte Mädchen war im Januar 2012 nach der Einnahme des Drogenersatzstoffes, der in der Wohnung der Pflegeeltern aufbewahrt wurde, gestorben.

Nach der neuen Regelung in Hamburg dürfen Drogensüchtige, die in einem Methadon-Programm sind, zwar keine Pflegeeltern mehr werden. Leibliche Eltern dagegen können weiterhin Methadon mit nach Hause nehmen. Die CDU forderte, es dürfe keine Methadon-Vergabe mehr an Eltern minderjähriger Kinder geben. Die bisherige Praxis sei in Hamburg „besonders lasch“, sagte der familienpolitische Sprecher Christoph de Vries dem Abendblatt. Es müsse eine „grundsätzliche Änderung“ geben.

Die SPD-Fraktion wies die Kritik zurück. „Wir haben in Deutschland nun mal ein Grundgesetz, und da steht das Elternrecht an erster Stelle“, sagte die familienpolitische Sprecherin Melanie Leonhard. „Wenn Eltern in einem Methadon-Programm sind und das Kindeswohl darüber hinaus nicht gefährdet ist, dann entscheidet nicht der Staat. Dann entscheidet der Arzt, ob die Eltern vertrauenswürdig genug sind, dass sie Methadon mit nach Hause nehmen dürfen.“