Billigflieger will offenbar eine Basis in der Hansestadt einrichten – die zweite in Deutschland. Mit der Eröffnung einer Basis in Hamburg nutzen die Briten die Probleme des Konkurrenten Air Berlin.

Hamburg. Zum Sommerflugplan 2014 dürfte der britische Billigflieger EasyJet eine Basis in Hamburg eröffnen und damit die Zahl der Verbindungen von der Hansestadt aus erheblich steigern. Davon geht der Branchen-Onlinedienst „Airline Network News & Analysis“ (anna.aero) aus. Bei EasyJet und am Flughafen Hamburg wollte man sich dazu nicht äußern.

Allerdings hatte die Fluggesellschaft für den Mittwoch zu einer Pressekonferenz bei Airbus in Hamburg eingeladen, zu der außer EasyJet-Chefin Carolyn McCall und Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) erwartet wird.

Bisher fliegt EasyJet, die zweitgrößte Niedrigpreis-Airline Europas, von Hamburg aus sechs Ziele an: Basel, Edinburgh, Rom, Manchester sowie die beiden Londoner Flughäfen Gatwick und Luton. Zu den Zielorten, die mit Eröffnung einer Basis Ende März 2014 hinzukämen, gehören nach Einschätzung der Experten von anna.aero Palma de Mallorca, Malaga und Barcelona. Auf der „Wunschliste“ der Briten dürften demnach auch Lissabon, Mailand, Genf, Brüssel, Kopenhagen, Moskau und Heraklion (Kreta) stehen.

Europaweit hat EasyJet bisher 22 Drehkreuze, aber nur eines in Deutschland: In Berlin-Schönefeld sind acht Flugzeuge stationiert, 41 Ziele listet das Unternehmen dort auf. Im März 2013 hatte EasyJet-Deutschlandchef Thomas Haagensen gesagt, abgesehen von Berlin sei Hamburg der Flughafen in Deutschland, an dem man am stärksten wachsen wolle. Haagensen wollte sich damals aber nicht dazu äußern, ob auch Hamburg das Potenzial für die Einrichtung einer Basis hat. Im Jahr 2012 waren in der Hansestadt 500.000 Passagiere mit EasyJet geflogen; in Berlin waren es vier Millionen.

EasyJet ist mit insgesamt 55 Millionen Passagieren jährlich noch vor British Airways die größte britische Fluggesellschaft. Der im Jahr 1995 gegründete Billigflieger betreibt mehr als 200 Jets und ist der größte Kunde für Maschinen der Airbus-A320-Familie in Europa. Erst in diesem Jahr hat das Unternehmen weitere 135 Airbus-Jets bestellt, darunter 100 Flugzeuge des besonders sparsamen Typs A320neo.

Mit der Eröffnung einer Basis in Hamburg nutzen die Briten die Probleme des Konkurrenten Air Berlin, der Ende 2011 im Zuge der Sparpläne die Präsenz in Hamburg deutlich reduziert hatte. Damit verliere Hamburg 500.000 Passagiere jährlich, hatte Eggenschwiler gesagt. EasyJet startet jedoch in Norddeutschland auch einen Angriff auf den irischen Wettbewerber Ryanair, Europas größte Billigfluggesellschaft: Bremen ist eine Ryanair-Basis mit drei stationierten Flugzeugen.

Wie der Hamburger Flughafen am Montag mitteilte, gibt es Anfang November einen Wechsel in der Geschäftsführung: Wolfgang Pollety übernimmt die Position von Claus-Dieter Wehr, der bereits im vergangenen Jahr angekündigt hatte, zum Ende 2013 auszuscheiden, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Pollety ist derzeit kaufmännischer Geschäftsführer am Flughafen Frankfurt/Hahn. Chef von Hamburg Airport bleibt Michael Eggenschwiler.