Rund um den Vasco-da-Gama-Platz weht der Wind so heftig, dass Sonnenschirme durch die Straßen fliegen. Anwohner und Geschäftsleute genervt

HafenCity. Moderne Architektur, Wirtschaftsstandort, neue Wohnflächen: Die HafenCity bietet viele Vorteile, fragt man Anwohner und Touristen hat sie aber vor allem einen spürbaren Nachteil: Wind – häufig, böig, heftig. An vielen Orten der HafenCity weht und stürmt es teilweise extrem, und sinken die Temperaturen, wird es ungemütlich. „Der Wind kann aus Richtung Süd-West kilometerlang Geschwindigkeit aufnehmen“, sagt Frank Harms vom Meteorologischen Institut der Universität Hamburg.

Der Stadtteil ist dem Wind praktisch ausgeliefert. Direkt am Kaiserkai, unweit des Vasco-da-Gama-Platzes, ist es besonders schlimm. Im Restaurant Wandrahm sitzen zur Mittagszeit Geschäftsleute beim Essen und versuchen sich so am Tisch zu platzieren, dass ihr Latte-macchiato-Schaum nicht auf dem Anzug landet. Auch Klaus aus Altona hat sich mit seiner Freundin draußen zum Kaffeetrinken niedergelassen. Und während er erzählt, dass man hier wunderbar shoppen könne, bläst eine Böe über den Kai und knickt den Sonnenschirm um wie einen Grashalm. Keine Seltenheit, weiß Kellner Dominic Hühnerbein: „Wenn ich hier das Essen trage, ist das schon nervig.“ Vor Kurzem fegte der Wind sogar einen 120 Kilogramm schweren Sonnenschirm samt Betonfuß meterweit über den Kaiserkai. „Wenn es zu sehr stürmt, schicken wir die Gäste hoch ins Restaurant, das ist ja auch nicht ganz ungefährlich“, sagt Hühnerbein.

Je nach Lage sind die Windverhältnisse unterschiedlich, Gebäude können den Wind ebenso beeinflussen wie die Vegetation. Bäume gibt es generell nur wenige in der HafenCity und die, die gepflanzt wurden, sind noch nicht stark genug. „Sicher können Bäume den Wind brechen, aber damit das wirkliche Auswirkungen hat, müsste man 100 Jahre warten, bis die Bäume so aussehen, wie zum Beispiel am Rothenbaum“, sagt Architekt und Städteplaner Walter Gebhardt. Es sei aber aufgrund des Kaianlagen-Charakters ohnehin untypisch, in der HafenCity Bäume zu pflanzen.

Gebäude lenken den Wind zwar ab und reduzieren ihn, doch die HafenCity ist verhältnismäßig wenig bebaut – entsprechend freies Spiel hat der Wind an vielen Stellen. Zudem interagieren Gebäude miteinander und haben Einfluss auf die Intensität des Windes. „Je nach Lage können sich zwischen Gebäuden Wirbelstrukturen ausbilden und Straßenzüge wie Windkanäle wirken“, heißt es von der HafenCity GmbH. „Es wird deshalb eingehend bei den Planungen des südlichen Quartiers darüber nachgedacht, nicht nur bei Gebäudeöffnungen, sondern auch an wichtigen Stellen Windschutzeinrichtungen einzurichten, die als ästhetische Elemente wirken“, sagt Bruns-Berentelg.

Doch das Problem ist fast allgegenwärtig in der HafenCity. Businessdamen sorgen sich an der frischen Luft um ihre Frisur, die Herren tragen ihre Krawatten meist auf der Schulter als vor sich her und Menschen mit Kopfbedeckung fassen sich alle fünf Sekunden immer wieder kontrollierend an den Kopf, bis der Wind am Ende doch siegt und die Hüte über den Asphalt segeln.

Matthias Grien arbeitet erst seit Kurzem in der HafenCity, doch auch ihn nervt der Wind. „Man kann eigentlich hingehen, wo man will, es zieht überall“, sagt der Schifffahrtskaufmann. Ans Freilufttelefonieren sei hier auch nicht zu denken: „Ich muss mich hier immer in einen Häusereingang stellen, sonst verstehe weder ich, noch mein Gesprächspartner irgendetwas“, sagt Grien.