Bischöfin Kirsten Fehrs hat sich erstmals klar von der Unterstützung der Volksinitiative für den Rückkauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze distanziert.

Hamburg. Auf diese Klarstellung hatten viele Kirchenmitglieder gewartet. Nachdem Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs kürzlich in einem Gastbeitrag für das Abendblatt geschrieben hatte, dass sie die Debatte über die Frage, ob Energienetze in die Hände des Staates oder in die von Großunternehmen gehören, begrüße und dass sie es für „angemessen, ja geboten“ halte, diese Debatte auch mit Kirchensteuern zu unterstützen, waren viele Hamburger irritiert. War das als Unterstützung für den Kirchenkreis Hamburg-Ost zu verstehen, der Teil der Initiative „Unser Hamburg – Unser Netz“ ist, die den Rückkauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze fordert?

Nein, war es nicht – das hat die Bischöfin jetzt in Mails an Kirchenmitglieder klargestellt, die sich bei ihr beschwert hatten. Die 19.500 Euro für die Initiative plus eine Bürgschaft über 25.000 Euro hätten so vom Kirchenkreis „nicht eingesetzt werden dürfen“, schreibt Fehrs. Es müsse überlegt werden, wie die Vergabe von Kirchensteuern für Themen, die „nicht zu unseren Kernaufgaben gehören“, künftig besser geregelt werden kann. Auf Nachfrage bestätigte die Bischöfin, dass der Kirchenkreis Hamburg-Ost seine Vergabepraxis für Projekte mit nichtkirchlichen Partnern „kritisch überprüfen“ wird.

Vor dem Volksentscheid am Sonntag hat sich unterdessen der frühere Schul-Staatsrat Reinhard Behrens in einem offenen Brief an die Bischöfin gewandt. „Die Form und die Vermittlung des Engagements des Kirchenkreises Ost sind ein Desaster“, schreibt Behrens. Besonders verärgert zeigt sich der CDU-Politiker darüber, dass einerseits die Bischöfin eine offene Diskussion fordere, andererseits aber ein ranghoher Diakonie-Mitarbeiter „sein Gewicht als hoher Kirchenbeamter, erhebliche Kirchensteuermittel und seine Arbeitskraft nur in die eine Waagschale wirft“ – nämlich in die der Initiative. Zweitens sei das Engagement mit keinem Kirchengremium abgestimmt gewesen, sondern die Kirchenhierarchie nur nachträglich „in die Solidarität gezwungen“ worden.