Vor seinem Tod wurde Rainer V. auf Mallorca gefesselt und gequält. Seine Ehefrau überlebte schwer verletzt. Haben die Räuber 300.000 Euro aus einem Restaurantverkauf gesucht?

Palma de Mallorca. Ein auf Mallorca lebender Gastwirt aus Hamburg ist an den Folgen eines Raubüberfalles gestorben. Seine Frau, die am Tattag ihren 67. Geburtstag feierte, überlebte schwer verletzt. Die Täter hatten Rainer V. und dessen Ehefrau gefesselt und gequält. Die Opfer wurden erst Stunden nach dem Überfall gefunden. Bei dem 64 Jahre alten Mann stellte ein Notarzt Herzstillstand fest.

Erst vor wenigen Wochen, so berichten mehrere Zeitungen auf der Ferieninsel, hatte das Ehepaar seine Gaststätte in Cala Millor verkauft und sich zur Ruhe gesetzt. Beide lebten in einer gehobenen Wohnanlage in Sa Coma an der Ostküste der Insel nahe dem bekannten Urlaubsort Cala Ratjada, wenige Gehminuten vom Strand entfernt.

Der Überfall auf das Ehepaar ereignete sich am Freitag. Bereits am Morgen drangen der oder die Täter in die Wohnung in der vierten Etage eines Mehrfamilienhauses ein. Vermutlich waren sie durch ein defektes Garagentor in das Haus gelangt. Das Ehepaar wurde gefesselt, geknebelt und geschlagen. Die Täter durchwühlten die Wohnung, rissen Schubladen aus den Schränken, öffneten alle Behältnisse.

Erst rund zwölf Stunden später wurde der Überfall bemerkt. Ein Nachbar hatte Schluchzen gehört und eine andere Nachbarin informiert. Die rief die Polizei. Eine Streife brach die Wohnungstür auf und entdeckte das Ehepaar im Bad. Dem Mann war eine Decke über den Kopf gezogen worden. Die Frau kam in einem Krankenwagen in die Klinik von Manacor. Sie hat ebenso wie ihr Mann viele Spuren von Schlägen und einen schweren Schock erlitten. Vernehmungsfähig war sie noch nicht.

Rätsel um Geschäft mit Russen

Die Leiche ihres Mannes wurde in die Gerichtsmedizin nach Palma gebracht. Dort soll festgestellt werden, ob der 64-Jährige an den Schlägen starb oder einen Herzinfarkt erlitt. Die Tat selbst stellt die Kripo der Guardia Civil vor ein Rätsel: Offensichtlich handelt es sich bei der Tat um einen Raubüberfall, aber den Schmuck der Frau in der Wohnung rührten die Täter nicht an. So wird die Polizei sicher auch nach Insidern suchen, die von dem Verkauf des Geschäfts wussten und sich eine größere Beute erhofft hatten.

Laut einer lokalen Zeitung soll der Mann seine Gaststätte für 300.000 Euro an russische Geschäftsleute verkauft haben. Das könnte erklären, warum das Ehepaar schwer misshandelt wurde: Möglicherweise wollten die Täter das Paar zwingen, ein mögliches Geldversteck in der Wohnung zu verraten. Die Polizei will die 67-Jährige schnellstmöglich vernehmen. Von ihrer Aussage erhoffen sich die Ermittler wichtige Hinweise auf die Täter.

In Cala Millor hatte der Hamburger 20 Jahre lang das Restaurant Ca'n Faro betrieben. Der Besitzer einer Nachbarkneipe: „Rainer war ein perfekter Gentleman.“ Der Deutsche habe ihm sogar eine Fahne seines Lieblingsvereins St. Pauli geschenkt.