Es gibt Nachbarschaftsstreit in Blankenese – zwei Familien zanken in fünfter Generation. Diesmal geht es um einen Kaffeegarten

Blankenese. Ruhig ist es in den Straßen auf dem Süllberg. Durch die engen Gassen schafft es selten ein Auto. Ein paar Spaziergänger nutzen den sonnigen Nachmittag, um durch das Treppenviertel zur Elbe hinabzusteigen. Einzig das Tuckern der Containerriesen ist zu hören. Aber die Ruhe täuscht. Denn hinter den Fassaden prächtiger Villen und historischer Fischerhäuser kochen die Gemüter hoch.

Hintergrund ist ein Nachbarschaftsstreit um den bereits seit 1877 existierenden Kaffeegarten Schuldt. Seit mehr als 30 Jahren streiten Magrit Schulte-Haubrock, ehemalige Eigentümerin des Süllberg-Hotels, und die Familie von Kaffeegarten-Gastronom Holger von Elm um die traditionsreiche Gaststätte. Jetzt hat sich der Ton auf beiden Seiten nochmals verschärft. „Frau Schulte-Haubrock hat nun mal Spaß daran, die Nachbarn zu verklagen“, sagt von Elm. „Das ist üble Nachrede“, klagt Schulte-Haubrock.

Dabei geht es vor allem um die Überdachung der rund 30 Quadratmeter großen Terrasse des Lokals. 2003 ließ von Elm ein provisorisches Bretterdach durch einen massiven hölzernen Pavillon ersetzen – ohne Baugenehmigung. Die Behörde duldet bisher den Schwarzbau. Nachbarin Magrit Schulte-Haubrock nicht.

Sie fürchtet, dass von Elm das Grundstück wertsteigernd bebauen will. Durch die Anerkennung der Terrasse könnte der ursprüngliche Bebauungsplan erweitert und der Kaffeegarten durch ein Wohnhaus ersetzt werden, mutmaßt sie. „Irgendwann steht da so ein Betonklotz mitten auf dem Süllberg“, sagt Schulte-Haubrock. Und damit auch direkt vor ihrem Fenster.

2010 forderte das Bezirksamt Altona den Rückbau der Terrassenüberdachung. Es ging vor Gericht. Die Entscheidung: Bis Januar 2014 muss von Elm den Pavillon zurückbauen. Es sei denn, der Gastronom kann sich mit Magrit Schult-Haubrock auf eine weitere Duldung einigen. Doch danach sieht es nicht aus. „Entweder das Dach bleibt, oder ich gehe und verkaufe alles“, sagt von Elm. Die Existenz des Kaffeegartens ist für ihn an den Pavillon gebunden. „Deshalb kämpfe ich mit meinem Leben dafür.“ „Dieser Mann versucht bewusst Stimmung gegen mich in Blankenese zu machen“, kontert Schulte-Haubrock.

Seit fast 140 Jahren leben die beiden Familien nun schon nebeneinander auf dem Süllberg. Und der Streit zwischen den beiden Familien zieht sich durch fünf Generationen – irgendetwas findet sich immer. Mal waren es gefällte Linden, manipulierte Grenzsteine oder ein Lagerraum für Kohlen. Keine guten Aussichten, um das Kriegsbeil endlich zu begraben. Das weiß auch Helmut Wichmann vom Bürgerverein Blankenese, der zu vermitteln versucht. „Ziel ist es, zumindest einen Waffenstillstand zu gewährleisten“, sagt Wichmann. Es klingt, als sei man im Krieg. Der Kompromissvorschlag des Bürgervereins sieht vor, dass Schulte-Haubrock den Pavillon in seiner jetzigen Form akzeptiert. Im Gegenzug soll von Elm zusichern, dass es auf der Terrasse keine baulichen Veränderungen geben wird.

Von Elm wäre dazu bereit. „Was ich nebenan auf dem Gasthaus mache, geht meine Nachbarin aber nichts an“, sagt er – und droht mit Aufstockung. „Das mache ich auch, nur um sie zu ärgern.“ Schulte-Haubrock will sich „mit diesem Mann nicht an einen Tisch setzen“. Doch in einem sind sie sich einig: Den Kaffeegarten wollen beide, wie sie versichern, auf jeden Fall erhalten.