ARD-Themenschwerpunkt

„Lehrer am Limit“ – am Beispiel Wilhelmsburg

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An der Stadtteilschule Stübenhofer Weg haben die „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke und Autorin Birgit Wärnke mehr als zwei Monate gedreht und bekamen so einen ehrlichen Einblick in den Schulalltag.

Hamburg/München. Das ARD-Politikmagazin „Panorama“ und die Talksendung „Beckmann“ stellen in ihren Sendungen am 22. August 2013 das deutsche Schulsystem auf den Prüfstand. „Panorama“ sendet um 21.45 Uhr eine zum Teil erschreckende Reportage aus dem Alltag der Stadtteilschule Stübenhofer Weg in Wilhelmsburg, die durchaus typisch ist für viele Großstadtschulen in Deutschland. Mehr als zwei Monate lang haben „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke und Autorin Birgit Wärnke dort gedreht und bekamen so einen ungewöhnlich offenen und ehrlichen Einblick in den Schulalltag.

Anschließend um 22.45 Uhr in der Sendung „Beckmann“ vertiefen Lehrer und Experten die Fragen: Wer ist überhaupt geeignet als Lehrer? Wie geht man mit Mängeln in der Lehrerausbildung, ungeeigneten Schulbüchern und fehlenden Sanktions- und Motivationsmöglichkeiten um? Und: Was kann Schule unter diesen Bedingungen überhaupt leisten?

Zu Gast bei „Beckmann“ ist dann auch Anja Reschke. Für die „Panorama“-Reportage stand sie als „Co-Lehrerin“ selbst vor Klassen und hat am eigenen Leib erlebt, was es bedeutet, jeden Tag aufs Neue, mit Elan und Motivation, 22 Kinder zu unterrichten, von denen einige nicht bei der Sache sind. Sie hat erfahren, wie machtlos man sich als Lehrerin fühlt, wenn Schüler nicht das tun, was man von ihnen erwartet. Aber auch, wie viel Potential wir verschenken, weil wir einfach nicht die richtigen Ressourcen für vernünftigen Unterricht zur Verfügung stellen – in einer Zeit des demografischen Umbruchs, in der unsere Gesellschaft es sich eigentlich nicht leisten kann, auch nur einen einzigen Schüler auf der Strecke zu lassen.

Ihr Fazit nach zwei Monaten in der Wilhelmsburger Schule: „Schulsystem und Schüler passen nicht mehr zusammen“, sagte Reschke im Gespräch mit dem Abendblatt. Und das werde auf dem Rücken der Lehrer ausgetragen. Sie habe in einer Klasse gestanden, in der das Lernniveau von Lernbehinderung bis Abiturpotenzial reiche. „Es ist nicht möglich, diese Bandbreite zu bedienen, zumal nur ein Viertel der Stunden mit zwei Lehrkräften besetzt waren“, sagte Reschke. „So schafft man es nicht, die Kinder weiterzubringen. Sie brauchen einfach mehr Zuwendung.“

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgit Wärnke hat Anja Reschke in Hamburg etwa zehn Schulen besucht. Unabhängig vom Stadtteil und dem Klientel der Schüler sei das Überforderungsprofil in allen Schulen ähnlich. Sprachschwierigkeiten, wie es sie in Wilhelmsburg gegeben habe, würden das Problem nur noch erhöhen.

Nach zwei Monaten in der Schule hat Reschke ihr Bild über Lehrer komplett verändert: „Ich glaube der Lehrerberuf ist einer der herausforderndsten und anstrengendsten Berufe, den ich mir vorstellen kann“, sagte sie dem Abendblatt.

Bei „Beckmann“ diskutieren dann Anja Reschke, Kay Stöck, der Leiter der Gesamtschule, an der der „Panorama“-Film entstand, und die Förderschul-Lehrerin Betül Durmaz aus Gelsenkirchen. Mit am Tisch – zumindest virtuell – sitzen dieses Mal auch die Zuschauer. Sie können via Social TV mitmischen. „Panorama“ und „Beckmann“, werden im Online-Stream zu sehen sein und können währenddessen von Zuschauern direkt oder über ihre Social-Media-Profile (Facebook, Twitter usw.) kommentiert werden. Fragen und Anregungen werden dann in der Talkrunde von Reinhold Beckmann aufgegriffen und diskutiert.

( (HA/rek) )

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