Der Hamburger Fotograf Markus Haaser liebt Ballett und Hamburg. Im Projekt „Urban Ballet“ bringt er beides zusammen. Die Faszination des Tanzes in Bildern einzufangen hat er sich zur Aufgabe gemacht.

Plötzlich haben die Fahrgäste auf dem Deck der Hadag-Fähre etwas Spannenderes gefunden als Hafenpanorama und Landungsbrücken. Auch die Kameras der Touristen sind längst nicht mehr auf die Elbphilharmonie gerichtet. Für das schönste Hamburg-Motiv sorgt heute Christelle Gilles. Fast wie nebenbei streckt die 43-Jährige mit den dunklen langen Haaren ihr linkes Bein über die Reling. Mit dem Rücken beugt sie sich nun langsam nach hinten. Weiter und noch ein bisschen weiter. Die Kameras an Deck klicken im Sekundentakt. Auch die von Markus Haaser. Die Bilderstrecke, die heute rund um den Hafen entstehen soll, ist Teil seines Projektes „Urban Ballet“.

Anfang 2012 hat der 32-Jährige damit begonnen, Tänzer zu fotografieren. Immer in Schwarz-Weiß und immer draußen setzt er sie in Szene. Zu den Shooting-Orten zählten schon das Kaiser-Friedrich-Ufer, die City Nord und das Gängeviertel. Haaser, der hauptberuflich in der Werbebranche arbeitet, war schon immer vom Tanz fasziniert. Diese Faszination in Bildern einzufangen, hat er sich zur Aufgabe gemacht. „Tanz ist wie eine Schatzkiste“, sagt er. Härte, Weichheit, Körperspannung, Bewegung, strecken, beugen. „Den magischen Moment zu erwischen, in dem alles perfekt ist, das ist die große Kunst.“

Christelle von seiner Idee zu überzeugen, war nicht schwer. „Die Umgebung mit in den Tanz einzubeziehen ist einfach toll“, sagt sie. Mit einem „tout petit“ , einem winzigen französischen Akzent erzählt sie, wie sie über Umwege nach Hamburg gekommen ist. Tanzunterricht ab zwölf Jahren, Ballettkonservatorium in Paris, drei Jahre Tanztour durch Deutschland. In Hamburg, wo sie unter anderem bei den Musicals „Phantom der Oper“ und „Buddy Holly“ mitwirkte, blieb sie hängen. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet sie nun schon in ihrer Wahlheimat. Wie viele andere Tänzer auch. „In der Hamburger Tanzszene kennen sich fast alle“, sagt Christelle. Und mittlerweile hat sich Haasers urbanes Ballett-Projekt in der Szene herumgesprochen.

20 Tänzer, die meisten von ihnen aus Hamburg, hatte er schon vor der Linse. Was aus den Bildern wird? Eine Ausstellung? Ein Fotoband? „Eigentlich will ich es noch gar nicht wissen“, sagt Haaser. Für den Moment sei einfach nur wichtig, dass die Bilder den Tänzern gerecht werden. Und Hamburg.