Auch Gewerkschaft Ver.di sieht mögliche Übernahme der Hamburger Schuhkette durch den Handelskonzern positiv. Bislang habe die Gewerkschaft meist gute Erfahrungen mit dem Otto-Konzern gemacht.

Hamburg. Der mögliche Einstieg des Hamburger Handelskonzerns Otto bei der angeschlagenen Schuhkette Görtz ist sowohl bei der Wirtschaftsbehörde der Hansestadt als auch bei der Gewerkschaft Ver.di auf ein grundsätzlich positives Echo gestoßen. „Wenn sich zwei Hamburger Traditionshäuser entschließen zusammenzuarbeiten und ihre Kräfte zu bündeln, ist das gut für den Standort Hamburg“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) dem Abendblatt. Der Markt für den Einzelhandel verändere sich im Augenblick stark in Richtung Onlinehandel. „Die Expertise von Otto auf diesem Gebiet wäre für Görtz eine ideale Ergänzung des Geschäftsmodells.“

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wertete eine Zusammenarbeit der beiden Unternehmen grundsätzlich als positiv. „Wenn der Einstieg von Otto dazu beiträgt, das Geschäft von Görtz zu stabilisieren und einen weiteren Stellenabbau in dem Unternehmen zu verhindern, dann begrüßen wir das“, erklärte die zuständige Fachsekretärin für den Bereich Handel, Heike Lattekamp. Es dürfe allerdings nicht zu einer drastischen Umstrukturierung oder Entlassungen kommen.

Bislang habe die Gewerkschaft meist gute Erfahrungen mit dem Otto-Konzern gemacht, betonte Lattekamp. Das Unternehmen sei tarifgebunden und „mit Sicherheit keine Heuschrecke“. Wenn Görtz einen Partner brauche, dann sei Otto eine gute Wahl.

Nach Informationen des Abendblatts prüft der Handelskonzern derzeit einen Einstieg bei Görtz. Ein mögliches Szenario könnte so aussehen, dass Otto zunächst eine Minderheitsbeteiligung mit Option auf eine spätere Mehrheitsbeteiligung übernimmt. Allerdings befinden sich die Gespräche zwischen den beiden Unternehmen im Augenblick noch in einem sehr frühen Stadium. Zudem sollen mehrere andere Investoren an Görtz interessiert sein.

Eine Beteiligung von Otto an Görtz würde durchaus Sinn ergeben, da der Konzern schon über eine Reihe von Aktivitäten im stationären Einzelhandel verfügt und zudem einer der größten Onlinehändler bei Schuhen ist. Andererseits steckt Görtz derzeit noch mitten in einem umfassenden Sanierungsprozess, der das angeschlagene Unternehmen zurück in die schwarzen Zahlen führen soll. Mehrere Filialen sollen in diesem Jahr noch geschlossen werden. Das Unternehmen leidet nicht nur unter der starken Internetkonkurrenz, sondern hat sich nach Einschätzung von Branchenkennern auch mit falschen Sortimenten und einem zu starken Gewicht auf Eigenmarken am Markt vorbei entwickelt.

Görtz hatte im Juni bekannt gegeben, dass das Unternehmen auf der Suche nach Investoren ist. Dafür sind die Inhaber Ludwig, Friedrich und Thomas Görtz auch bereit, sich von der Mehrheit an der Familienfirma zu trennen. Eine Beteiligungsgesellschaft in Berlin wurde gegründet und die auf Zusammenschlüsse und Übernahmen spezialisierte Unternehmensberatung Leonardo eingeschaltet, um den Prozess zu begleiten. Den aktuellen Kontakt zwischen Otto und Görtz soll der ehemalige Geschäftsführer der Schuhkette, Hans-Peter Labin, hergestellt haben.