Spielwarenabteilung ist nach 32 Jahren wieder im alten Haupthaus. Handelskette Rewe an freier Fläche im Untergeschoss interessiert

Altstadt. Es war ein bisschen wie der Eingang zum Paradies. Mit erwartungsvoll strahlenden Augen sind unzählige Kinder in den vergangenen 32 Jahren durch die Glastüren getreten. Egal, ob die neuesten Lego-Bausätze, ein kniffeliges Kartenspiel oder ein kuscheliger Teddy – in der Spielwarenabteilung des Karstadt Sporthauses an der Mönckebergstraße schwelgten Kinder im Glück, besonders in der Vorweihnachtszeit. In diesem Jahr wird das nicht so sein. Barbies, ferngesteuerte Autos und bunte Sandförmchen gibt es jetzt im Karstadt-Haupthaus. Und so steht die Ladenfläche im Untergeschoss des Geschäftshauses leer – es könnte ein Supermarkt einziehen.

Nach Informationen des Hamburger Abendblattes will die Handelskette Rewe dort eine Filiale eröffnen. „Wir sind in Verhandlungen“, bestätigt Firmensprecher Raimund Esser auf Anfrage. Einen Mietvertrag gebe es noch nicht, auch zu Konzept und Größe wollte sich das Unternehmen noch nicht äußern. Klar ist nur, dass an dem „Hochfrequenzstandort“ keiner der neuen Rewe-to-go-Märkte etabliert werden soll, mit denen die Lebensmittelhändler aus Köln Imbissketten und Coffee-Shops Paroli bieten wollen.

Zu Konzept und Größe will sich der Lebensmittelkonzern noch nicht äußern

Auch der Projektentwickler – die auf hochwertige Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Centrum Group mit Sitz in Düsseldorf – hüllt sich in Schweigen und verweist auf die laufenden Gespräche. Offenbar gibt es aber auch noch weitere Interessenten. Denkbar sei auch, die Fläche zu teilen, hieß es. Damit gehen die Veränderungen in dem Gebäude in bester Geschäftslage weiter. Nach dem Verkauf des Geschäftshauses an die Centrum Group hatte Karstadt bereits Teilflächen abgegeben. Inzwischen ist der hintere Teil des Baus abgerissen. Dort ist ein Neubau entstanden. Ende Juni hatte der Kaufhaus-Konzern dann das Untergeschoss, das von außen durch einen Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Mönckebergstraße zugänglich ist, geräumt.

„Die Spielwarenabteilung ist jetzt in der neuen Kid’s World in unserem Haupthaus“, sagt Filialleiter Eckhard Schroeder. Im dritten Obergeschoss des sogenannten Thalia-Hauses bietet das Kaufhaus jetzt alles für die Kleinen an, neben Spielsachen auch Kinderkonfektion. Um Platz dafür zu schaffen, wurde die Multimedia-Abteilung aufgelöst.

Die Verkaufsfläche für Spielwaren ist auf 900 Quadratmeter geschrumpft. Im Sporthaus waren es zunächst noch knapp 1400 Quadratmeter gewesen, nach einem Umbau nur noch 1170 Quadratmeter. Am neuen Standort ist jetzt auch die Modellbauabteilung weggefallen. „Das wird nicht mehr so nachgefragt“, sagt Filialchef Schroeder.

Im Lebensmittel-Einzelhandel wird der Wettbewerb immer härter

Dagegen gibt es immer mehr Möglichkeiten, Lebensmittel im Hamburger Stadtzentrum zu kaufen. Rewe hat bereits einen großen Markt im Untergeschoss der Europa Passage. Konkurrent Edeka sitzt im Hauptbahnhof, am Rathausmarkt, im Hanseviertel, am Großen Burstah und an der Langen Reihe. Zudem haben die drei großen Kaufhäuser im Zentrum eigene Lebensmittelabteilungen.

„Es ist verwunderlich, dass noch ein weiteres Lebensmittelangebot dazukommen soll“, sagt Heinrich Grüter, Geschäftsführer des Trägerverbands Projekt Innenstadt, einem Zusammenschluss von Grundeigentümern und Einzelhändlern. Aber das sei eine unternehmerische Entscheidung. „Es ist möglicherweise auch ein Indiz für den härter werdenden Wettbewerb, den sich die Lebensmittelketten Edeka und Rewe gerade liefern.“

Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Hamburg: „Das Unternehmen wird es sich gut überlegt haben, ob es sich lohnt.“ Gerade in diesem Bereich der Spitalerstraße/Mönckebergstraße gebe es wenige Lebensmittelangebote, aber viele Menschen. Er sagt auch: Der neue Markt könnte sich auf die Umsätze der unmittelbaren Nachbarn auswirken.

Das Karstadt Sporthaus soll dort bleiben. Bis in das Untergeschoss ein neuer Mieter einzieht, wird es dauern: Erst muss die Fläche umgebaut werden.