Hamburg. Auch in dieser Badesaison ist es in Hamburg und im Norden zu vielen Schwimmunfällen gekommen. Mehrere Hundert Male war die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) an einigen Wochenenden im Rettungseinsatz. Übermut, Selbstüberschätzung, Alkohol – warum es zu den Unfällen gekommen ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Es gibt jedoch einen wesentlichen Faktor, der in jedem Fall zu einem Risiko werden kann: Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt beim Schwimmen die Routine. Davon geht Thomas Cyriacus, Leiter der Geschäftsfeldkoordination bei Bäderland, aus. Der 52-Jährige hat in den vergangenen Jahren beobachten können, wie es um die Schwimmkompetenzen der Kinder bestellt ist.

Seit 2006 hat sich die Regelung für das Schulschwimmen in Hamburg geändert. Waren es früher Lehrer der Schule, die den Unterricht übernommen haben, sind es jetzt Schwimmlehrer von Bäderland. Laut Cyriacus liegt das Problem darin, dass viele Kinder zwar brav ihre Schwimmabzeichen machen – damit aber die entscheidenden Kompetenzen wie Tauchen, Atmen und auf dem Rücken treiben nicht zwangsläufig erwerben.

Um so wichtiger sei es, dass Kinder regelmäßig schwimmen gehen, um Sicherheit im Wasser zu bekommen. Das Freizeitverhalten habe sich verändert: War der gemeinsame Besuch im Schwimmbad vor Jahren noch ein fester Bestandteil im Familienleben, so gebe es heute viele andere Freizeitmöglichkeiten. Das Schwimmen, so Cyriacus, komme da häufig zu kurz.

Zwar müsse sich Hamburg, was die Schwimmkompetenzen angeht, im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht verstecken. Cyriacus weist jedoch auf Unterschiede in den Stadtteilen hin. In Blankenese etwa würden nahezu 100 Prozent aller Kinder schon vor dem schulischen Schwimmunterricht Erfahrungen sammeln. In Wilhelmsburg und Billstedt war mehr als die Hälfte der Kinder noch nie im Wasser.