Die Rechtfertigung der Gewalt von Schanzenfestsprecher Andreas Blechschmidt wird von Fahndern als taktisch angesehen. “Wir werten das als Hinweis darauf, dass die Autonomen ihr Profil nicht verlieren wollen“, sagte ein Beamter dem Abendblatt.

Blechschmidt, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, hatte den Angriff auf die Polizeiwache an der Stresemannstraße als legitim dargestellt und Gewalt als politisches Mittel nicht ausgeschlossen. Uwe Koßel, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hamburg, bezeichnete Blechschmidt als "geistigen Brandstifter".

Händler und Gastronomen im Schanzenviertel verurteilen zum Großteil die Aussagen von Andreas Blechschmidt. Dazu Volker Lux von Subvert Skateboards, Neuer Pferdemarkt: "Gewalt ist keine Lösung. Beim Angriff auf eine Wache auf Zurückhaltung der Polizei zu hoffen, ist genauso daneben, als wenn Polizisten auf Unschuldige einknüppeln und hoffen, dass dies nicht gerächt wird." Lux ist der Einzige von zehn befragten Händlern, der offen Stellung bezieht. Viele Gewerbetreibenden wollten sich gegenüber dem Abendblatt nur anonym äußern, zu groß ist die Angst unter ihnen, "dann am nächsten Morgen eingeschmissene Fensterscheiben" zu haben, so ein Händler aus der Schanzenstraße. Der sagt zur Äußerung Blechschmidts: "Der ist nicht ganz dicht." Eine andere Geschäftsfrau aus der Schanzenstraße: "Gewalt ist grundsätzlich nicht legitim." Unter den Krawallen gelitten hat Holger Mütze (46) vom Jesus Center am Schulterblatt: Randalierer brachen einen Container im Florapark auf und zerstörten Spielzeug für die Kinder im Viertel, das darin gelagert war. Der Container ist ebenfalls beschädigt. Schaden: mindestens 1000 Euro. "Leute aus der Schanze würden niemals unser Spielzeug zerstören", sagt Holger Mütze. Das Projekt des Jesus Centers wird über Spenden finanziert und beinhaltet auch eine Hausaufgabenhilfe und musikalische Frühförderung, "für Kinder, deren Eltern sich das sonst nicht leisten könnten".

Am Sonnabend findet aus Anlass der Besetzung der Roten Flora vor 20 Jahren ein Konzert unter anderem mit der Hamburger Band Tocotronic statt. Über ihren Manager ließ diese mitteilen, sich nicht zu den Krawallen äußern zu wollen. Die Polizei geht nicht von anschließenden Ausschreitungen aus.