Wenn Jan Reichert ausrückt, geht es in den meisten Fällen um Leben und Tod. Der 35-Jährige ist Rettungsassistent auf einem der beiden Notarztwagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Hamburg – und das heißt auch, viel Elend, Tragödien und furchtbare Schicksale zu erleben. „Man sieht Dinge, die normale Menschen sich nicht vorstellen können“, sagt er. „Besonders schwer ist es, wenn Kinder betroffen sind. Aber das kommt Gott sei dank nicht so häufig vor.“

Jan Reichert kann damit umgehen. „Man muss aufpassen, dass einen das Erlebte nicht gar nicht mehr oder aber nicht zu stark belastet“, sagt er. Und es dürfe nicht in das Privatleben einbrechen. Das findet für Reichert in Barmbek statt. Mit Kind und Freundin, die er über den Rettungsdienst kennengelernt hat und die deshalb „viel Verständnis hat und weiß, wie es läuft“.

Zum Rettungsdienst kam Reichert durch den Zivildienst. 1997, gleich nach dem Abitur, leistete er seine 13 Monate beim DRK in Eimsbüttel ab. „Wegen der langen Zeit war da noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter möglich.“ Damals hat er erkannt, dass das Retten seine Sache und das DRK der Arbeitgeber ist, mit dessen Grundsätzen er sich identifizieren kann. Dafür hat er das Jura-Studium abgebrochen, das ihm noch heute hilft, wenn es um organisatorische Aufgaben geht. Rettungsassistent will er bleiben. „Ich sehe es nicht als Beruf, sondern als Berufung.“