Die Freibäder sind überfüllt – viele Hamburger suchen nach Alternativen. FDP kritisiert mangelndes Bäderkonzept des Senats. Hilfreiche Tipps, wo es Alternativen zur Abkühlung gibt.

Harburg. Wenn Stefan Rupprecht die Sache hinterm Herd zu heiß wird – wie am Freitag, dem wärmsten 2. August in Hamburg seit 90 Jahren –, dann kühlt sich der Wirt der Bruzzelhütte in seinem „Privatpool“ ab: Gleich neben seinem Imbiss an der Bremer Straße hat er für seine Gäste, Mitarbeiter und für sich selbst ein 15.000 Liter Wasser fassendes Schwimmbecken aufgestellt. Sein Geschäftsmodell lautet gewissermaßen: Currywurst „to swim“.

Mittlerweile ist die Kombination aus Pommes und Planschen südlich der Elbe ein Geheimtipp, der jene anzieht, die Alternativen zu den insgesamt elf offiziellen Hamburger Frei- und Kombibädern suchen. „Bei uns ist es nicht so überfüllt, hier hat man noch Raum und Ruhe“, sagt Imbisswirt Rupprecht. Ganz anders, also deutlich gedrängter, sieht es derzeit nicht nur im Kaifu-Bad in Eimsbüttel aus, in dem sich jeden Tag bis zu 4000 Besucher erfrischen.

Knapp 123.000 Gäste zählten die Freibäder in Hamburg insgesamt im Juli

Auch die anderen Freibäder sind bestens besucht, im Juli verzeichneten die Bäder zusammen 122.636 Besucher. An sonnigen Sonnabenden bleibt dem einzelnen Freizeitschwimmer da wenig Platz. Erst vor wenigen Tagen hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Hamburger Abendblatt kritisiert, dass es in der Hansestadt zu wenige Freibäder gebe.

Jetzt legt die FDP nach. Martina Kaesbach, sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, bemängelt das fehlende Bäderkonzept des Senats: „Bereits im Januar hatte der Senat angekündigt, ein Bäderkonzept vorzustellen. Passiert ist bisher leider nichts.“ Stattdessen häuften sich die Probleme, so die Liberale weiter: „Fehlende Barrierefreiheit, zu kurze Öffnungszeiten, Überfüllung.“ Dass die Zahl der Freibäder in Hamburg zeitnah ausgebaut wird und man sich ausnahmsweise mal an Berlin orientiert, wo es 26 Freibäder gibt, ist unwahrscheinlich. „Das Angebot ist großzügig bemessen“, sagt Kerstin Graupner von der zuständigen Stadtentwicklungsbehörde.

Wer an diesem heißen Wochenende baden gehen will, sucht am besten nach Alternativen – und findet sie vor allem an der Elbe. Am südlichen Ende der Elbinsel Wilhelmsburg, bei der Süderelbbrücke, liegt der Strand Finkenriek, der sich an den Ausläufern des Naturschutzgebietes Heukenlock anschließt. Auch am Moorfleeter Deich, in Övelgönne, in Blankenese und vor allem in Wittenbergen springen viele in den Strom – auch wenn die Sichtweite unter Wasser unter dem EU-Richtwert von einem Meter liegt und die Elbe damit nicht als Badegewässer geeignet ist. Experten warnen zudem vor Strömung und Sog durch vorbeifahrende Schiffe.

Ungefährlicher, allerdings auch stark frequentiert, ist das knapp 1,5 Hektar große Freibad im Stadtparksee. Aber auch die restliche Fläche des etwa acht Hektar großen Sees gilt als Badewanne der Stadt. Der Vorteil: Der Eintritt ist frei. Der Nachteil: Das Wasser wird nicht gefiltert.

Beliebt sind auch der Boberger Badesee, der über den Billwerder Billdeich zu erreichen ist, und der Hohendeicher See am Overwerder Hauptdeich, an dem es den Badeplatz West und den Badeplatz Süd gibt. Ein Tipp in Schleswig-Holstein ist der Itzstedter See, der an der B432 zwischen Norderstedt und Bad Segeberg liegt. Insbesondere kleine Badegäste begeistern sich für die Wasserrutsche und die Schwimmsteganlage mit Sprungtürmen.

Wer unter Aufsicht schwimmen möchte, der sollte sich jene Stellen aussuchen, an denen die DLRG im Einsatz ist: „Wir haben jetzt in Wittenbergen an der Elbe, am Hohendeicher See und an der Süderelbe im Badebereich Falkenriek unsere Stationen besetzt“, sagt Heiko Mählmann von der DLRG. Er warnt vor Leichtsinn und Selbstüberschätzung. Erst am Donnerstagabend waren zwei Männer von der Feuerwehr vor dem „König der Löwen“-Musicalzelt aus der Elbe gezogen worden. „Meist sind es Spaziergänger, die solche Fälle melden, weil sie von einer Gefahrensituation ausgehen. Und die besteht teilweise auch“, sagt Feuerwehrsprecher Hendrik Frese.

Dann doch lieber Erfrischung im Schwimmbad suchen. In Duvenstedt, wo sich ein Verein zusammengeschlossen und die Trägerschaft des Freibads übernommen hat, haben die Gäste sogar einen eigenen Schlüssel – der wird nämlich mit der Saisonkarte ausgegeben. „Es ist toll, dass wir einfach bleiben können, wenn die anderen Besucher um 18 Uhr gehen müssen“, sagt Katrin Reuter, die gern mit ihren Kindern die Zeit dort verbringt.

Ein Tipp noch für alle, die einen Pool im eigenen Garten aufstellen wollen. Für ein großes Schwimmbecken müsse man nämlich Zeit einplanen, so Imbisswirt Rupprecht: „15.000 Liter sind eine Menge Wasser.“ Einen Gartenschlauch hat er benutzt, um seine kleine Attraktion zu befüllen. Rupprecht: „Die Aktion hat gut 18 Stunden gedauert.“