Schon im Mai gab es Sorgen wegen der Zaunlücke an der Haftanstalt Holstenglacis

Hamburg. Ein Mitarbeiter des Hamburger Untersuchungsgefängnisses hat die Anstaltsleitung bereits Anfang Mai vor gravierenden Sicherheitsmängeln gewarnt. In einer E-Mail weist der Beamte unter anderem darauf hin, dass auf der Außenmauer auf einer Länge von mehreren Metern wegen einer Baustelle der Sicherungsdraht fehlt. Genau an dieser Stelle überwand der 25 Jahre alte Thomas S. in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli während seiner spektakulären Flucht die Mauer.

Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) erklärte am Donnerstagabend vor dem Justizausschuss der Bürgerschaft, dass sie diese E-Mail nicht erhalten habe. „Sie ist nur an die Anstaltsleitung gegangen“, sagte Schiedek. Mehrere der aufgelisteten Sicherheitsmängel seien beseitigt worden, nicht jedoch die Zaunlücke. „Das war leider ein Fehler“, sagte die Senatorin. Offensichtlich sei der fehlende Draht nicht als sicherheitsrelevant eingestuft worden.

Wie berichtet, nutzte der inzwischen wieder inhaftierte Thomas S. eine an der Baustelle abgestellte Palette, um auf die Mauerkrone zu gelangen. Dass sich die Palette dort befand, nannte Schiedek einen „klaren Fehler“. Die gesamte Baustelle sei ein „unbefriedigender Faktor“ gewesen. „Das entsprach nicht den üblichen Sicherheitsstandards im Strafvollzug“, so die Senatorin.