10.000 Privatkunden der HSH Nordbank benötigen eine neue Bankverbindung. Das Abendblatt hat verschiedene Angebote zusammengestellt.

Hamburg. Mit bunten Plakaten in der Filiale ABC-Straße wirbt die Hamburger Sparda Bank für neue Kontomodelle. Eines soll HSV-Fans ansprechen. Jedes Jahr gibt es das offizielle HSV-Trikot gratis und für ein Heimtor des Vereins eine höhere Verzinsung. Sportlich Aktive können „Sparta Sportiv“ für den Zahlungsverkehr nutzen, das Einkaufsvorteile bei einigen Sportfachhändlern verspricht. Für jede Stunde Sport, die ein Kunde treibt, kann er einen Euro auf ein mit zwei Prozent verzinstes Konto einzahlen. Beide Konten kosten aber zehn Euro im Monat.

Kein Hinweis mehr dagegen findet sich in den Schaufenstern auf das kostenlose Girokonto, dass die Bank bereits seit 1923 anbietet und auf das sie jahrelang so stolz war. Auch die Commerzbank, die im Fernsehen eifrig für ihr kostenloses Konto mit 50 Euro Startguthaben wirbt, hat gerade ein neues, kostenpflichtiges Modell an den Markt gebracht. Preis: knapp zehn Euro.

+++ Große Übersicht: Das kosten Girokonten in Hamburg +++

„Wir haben festgestellt, dass den Kunden die kostenlose Bargeldversorgung auch im Ausland sehr wichtig ist. Das bietet dieses Konto mit bis zu zwei integrierten Kreditkarten“, sagt Nils Hoffmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Gebietsfiliale Hamburg. „Die Ära der Kostenlos-Konten wird bei den Filialbanken zu Ende gehen“, ist Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse überzeugt.

Zwar beginnt die Preisspanne der Kontomodelle bei vielen Banken noch mit null Euro, aber dafür müssen meist Bedingungen wie ein bestimmter Geldeingang erfüllt werden. „Kaum ein Konto ist wirklich kostenlos“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Viele Dienstleistungen rund um das Konto kosten extra. „Denn Geldabheben im Ausland, die Nutzung des Dispositionskredites oder auch eine Überweisung mit Beleg führen zu Extra-Kosten“, sagt Herbst. Gleichzeitig nimmt die Zahl sogenannter Mehrwertkonten zu. Zu den normalen Bankdienstleistungen kommen Vergünstigungen und Zusatzleistungen. „Dann muss man abwägen, ob man diese Vorteile wirklich nutzt und wie gut zum Beispiel der Versicherungsschutz wirklich ist“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die Transparenz und Vergleichbarkeit nimmt ab.“ Für die 10.000 Kunden der HSH Nordbank, die nach einer neuen Kontoverbindung suchen müssen, wird es nicht einfach. Das Geldinstitut gibt sein Privatkundengeschäft zum Jahresende auf. „Wir möchten Sie in guten Händen wissen“, schreibt die Bank seinen Kunden und rät zu einem Wechsel zur Haspa. „Natürlich sind die Kunden frei in ihrer Wahl und können auch zu einem anderen Institut wechseln“, sagt eine Sprecherin der HSH Nordbank.

Mit den kostenlosen Konten reagierten die Filialbanken einst auf die Konkurrenz der Direktbanken. Doch die niedrigen Zinsen erschweren es, Erträge mit den Kundengeldern auf den Girokonten zu erwirtschaften. „Da es aber nicht gut ankommt, wenn ein kostenloses Konto plötzlich Geld kostet, setzen die Banken auf neue Angebote, die Spareffekte an anderer Stelle versprechen“, sagt Herbst. „Nur wenige Menschen nutzen diese Möglichkeiten so intensiv, dass sie wirklich einen Vorteil haben.“

Zunächst muss sich der Kunde entscheiden, ob er auch eine Filiale nutzen will und welche Wegezeit er dafür auf sich nehmen möchte. Das dichteste Zweigstellennetz bieten Haspa, gefolgt mit großem Abstand von Postbank, Commerzbank, Hamburger Volksbank und Deutscher Bank. Wem die Nähe zum Geldinstitut wichtig ist, kann also unter diesen Instituten auswählen, die auch über ein umfangreiches Geldautomatennetz verfügen, das kostenlos genutzt werden kann.

Ist die „Infrastruktur“ geklärt, geht es um die Kosten. Von diesen fünf Instituten bieten drei die Grundversorgung zum Null-Tarif – allerdings nicht ohne Bedingungen. Die niedrigste Hürde beim monatlichen Geldeingang hat die Hamburger Volksbank mit 750 Euro monatlich. Allerdings muss das Konto komplett online geführt werden. Mal schnell eine Überweisung in der Filiale abgeben, geht da nicht. Anders bei der Commerzbank. Hier kann man bequem zwischen Online-Transaktion und beleghafter Überweisung wechseln, ohne das Zusatzkosten entstehen. Dafür ist die Hürde beim monatlichen Geldeingang mit 1200 Euro am höchsten. Sonst droht eine Strafgebühr von 9,90 Euro. Die Postbank verlangt 1000 Euro monatlichen Geldeingang für ihr kostenloses Konto Giro plus. Allerdings macht sie Neukunden jetzt ein Angebot: „Wer sich bis Ende August für dieses Konto entscheidet, ist dauerhaft von dieser Bedingung befreit“, sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm. Zusätzlich gibt es die Kreditkarte dauerhaft kostenlos.

Die Konten von Deutscher Bank und Haspa müssen unter anderen Kriterien beurteilt werden, denn Gratis-Modelle gibt es bei diesen Instituten nicht. Die Haspa setzt schon seit 1999 auf ihre Joker-Mehrwertkonten, die zwischen 6,90 und 15,30 Euro im Monat kosten. Dafür gibt es zahlreiche Vergünstigungen wie Rabatte beim Kauf von Tickets, Reisen, Waren und Dienstleistungen. „Wenn ein Ehepaar fünfmal im Jahr ins Kino geht, einmal Hagenbeck besucht und Reisen über den HaspaJoker im Wert von 2000 Euro bucht, dann spart es allein durch diese Preisvorteile und die Reise-Rückvergütung in Höhe von 154 Euro. Das ist deutlich mehr, als das Konto kostet“, rechnet Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg vor. Das günstigste Konto bei der Haspa kostet nur 2,95 Euro, kann aber schnell teuer werden. Denn für jede Buchung werden 40 Cent fällig. Die Deutsche Bank verlangt bei ihrem günstigsten Konto 1,50 Euro pro beleghafter Überweisung oder Scheck. „Der Kunde muss die Preisverzeichnisse der Banken genau studieren, denn es gibt trotz Pauschalpreis Kostenfallen“, sagt Föller. So können auch mobile TAN-Nummern für Online-Überweisungen zusätzliche Kosten verursachen.

Bei diesen fünf Geldhäusern mit umfangreichen Filialnetz kostet für das günstigste Kontomodell die Kreditkarte extra. Am teuersten ist sie mit 30 Euro bei der Commerzbank. Aber das muss kein Ausschlusskriterium sein, denn das Plastikgeld kann man sich auch bei einem anderen Anbieter günstiger beschaffen. Anders verhält es sich beim Dispositionskredit. Wer häufig darauf angewiesen ist, findet unter diesen Anbietern keinen günstigen Kreditgeber. Trotz historisch niedriger Leitzinsen der Europäischen Zentralbank verlangen diese Institute bis zu 12,30 Prozent (Postbank) für Kontoüberziehungen.

Wer also häufig in den roten Zahlen ist, sollte sich besser unter den anderen Banken umschauen. Den günstigsten Zinssatz verspricht die Sparkasse Holstein mit 6,24 Prozent. Allerdings profitiert davon nur ein Drittel der Kunden. Für den Rest kann die Überziehung mehr als 13 Prozent kosten. Die Kontogebühren sparen, auf persönliche Beratung nicht verzichten und einen Dispo unter zehn Prozent – das alles ist bei der Sparda Bank und der PSD Bank Nord möglich. Ein bestimmter Geldeingang für das Konto ist nicht nötig. Wer ohne Filialen auskommt, findet unter den Direktbanken weitere Null-Euro-Konten, die beim Dispo deutlich unter zehn Prozent bleiben und auch keine Extragebühr für die Kreditkarte verlangen. Viele Banken locken Neukunden mit Gutschriften oder anderen Vergünstigungen. Mit 70 Euro ist die Prämie bei der Netbank am höchsten. „Doch das sollte kein Entscheidungskriterium sein“, sagt Verbraucherschützerin Föller. „Das kann nur den letzten Ausschlag geben, wenn alle anderen persönlichen Kriterien passen.“