Mittelständler von Saldern kooperiert eng mit dem Holcim-Konzern. Während von Saldern zuvor acht Betonwerke betrieb, sind es nun 23 dieser Anlagen in Niedersachsen.

Hamburg. Jedem sind sie auf den Straßen schon begegnet: Die schweren Lastwagen mit der rotierenden Trommel, die Fertigbeton zu den Baustellen bringen. In der Unternehmensgruppe des Hamburger Mittelständlers Dietrich von Saldern fahren rund 70 dieser Transporter. In diesem Jahr hat er einen deutlichen Wachstumssprung gewagt. Während er zuvor acht Betonwerke betrieb, sind es nun 23 dieser Anlagen in Niedersachsen im Raum zwischen der niederländischen Grenze, Hamburg und Hannover. In dieser Region ist die von-Saldern-Gruppe, deren Mitarbeiterzahl um 170 auf mehr als 500 zulegte, nach eigenen Angaben jetzt Marktführer.

Die 15 neu hinzugekommenen Werke gehörten zuvor der norddeutschen Tochter des schweizerischen Baustoffkonzerns Holcim. Die Werke sind in der Fertigbeton von Saldern GmbH & Co. KG zusammengefasst, einer Gemeinschaftsfirma mit Holcim, wobei die unternehmerische Führung bei Dietrich von Saldern liegt. Bis 1997 arbeitete der Diplom-Kaufmann selbst bei dem Konzern, der damals im Norden noch unter Alsen firmierte, machte sich dann aber selbstständig. Bereits seit 2004 kooperiert von Saldern unter anderem in der Logistik mit dem Zementhersteller.

Angesichts von Verlusten im Jahr 2012 setzt Holcim nun stärker als zuvor auf Arbeitsteilung. „Im Transportbetongeschäft sind mittelständische Strukturen von Vorteil“, sagt Leo Mittelholzer, Vorstandsvorsitzender der Holcim (Deutschland) AG. „Es ist sehr regional orientiert, man braucht intensivste Kenntnisse des Marktes vor Ort.“

Mittelholzer führt aber auch strategische Erwägungen an: „In unserer Branche zeichnet sich jetzt eine Entwicklung ab, die in der Automobilindustrie schon vor mehr als einem Jahrzehnt eingesetzt hat: Man konzentriert sich auf das Kerngeschäft.“ Holcim liefere weiter die Rohmaterialien und verfüge außerdem über eine Finanzkraft, die bei Großprojekten wie der Fehmarnbeltquerung oder der A-7-Verbreiterung Vorteile bringe.

Beim sogenannten Transportbeton, der per Lkw bis zu 40 Kilometer weit zu kleineren Baustellen gefahren wird, ist der Preisdruck hoch – und beide Partner versprechen sich von der neuen Konstellation niedrigere Kosten. „Wir müssen nicht mehr das IT-System von SAP nutzen, das eher für Konzerne sinnvoll und recht teuer ist“, erklärt Dietrich von Saldern. „Außerdem sind die Entscheidungswege jetzt wesentlich kürzer. Ich kann in einer Sekunde Ja oder Nein sagen.“

Ein kleineres Unternehmen habe noch weitere Vorteile: Es müsse keine Monatsberichte vorlegen „und unsere Manager sitzen nicht ständig in Meetings, sie sind fast immer erreichbar und auch näher am Kunden.“ Mittelholzer geht davon aus, dass ein Mittelständler den Beton um vier Euro pro Kubikmeter günstiger produzieren kann – „bei Kosten von 60 bis 70 Euro pro Kubikmeter ist das nicht wenig“.

Zwar sei der Winter länger gewesen als erwartet, sagt der Schweizer. „Aber die aktuelle Entwicklung bestärkt mich in meiner Einschätzung, dass unsere Entscheidung goldrichtig war.“ In einigen Punkten ändere sich trotz der Auslagerung aber nichts: „Bei wichtigen Fragen der Arbeitssicherheit und des Wettbewerbsrechtes gelten weiter die Holcim-Standards.“

So biete man dem Gemeinschaftsunternehmen bei der Belieferung mit Rohmaterialien wie Zement und Kies keine Vergünstigungen, sagt Mittelholzer: „Wir legen dabei den Durchschnittspreis aus den Lieferungen an alle Kunden in Norddeutschland zugrunde.“ Der Konzern, der nach eigenen Angaben als Lieferant von Zement in der Region eine führende Marktposition innehat, musste bereits leidvolle Erfahrungen mit dem Wettbewerbsrecht machen: Im Jahr 2003 verhängte das Kartellamt ein Bußgeld wegen Absprachen mit anderen großen Anbietern.

Für die nächsten Jahre ist Dietrich von Saldern zuversichtlich: „Wir befinden uns in einem konjunkturellen Umfeld, das uns Spaß machen sollte.“ Denn der Mittelständler sieht sich als Profiteur der Schuldenkrise: „Die Menschen setzen auf das Eigenheim, um ihr Geld sicher anzulegen, außerdem sind die Zinsen äußert niedrig.“ Zudem gebe es in diesem Segment des Wirtschaftszweigs Bau noch erheblichen Nachholbedarf: „In Deutschland leben nur 30 Prozent der Bevölkerung in Einfamilienhäusern, in den Niederlanden sind es 65 Prozent und in Großbritannien 70 Prozent.“

In den kommenden fünf Jahren will die von-Saldern-Gruppe, deren Umsatz im Jahr 2013 bei rund 100 Millionen Euro liegen dürfte, um 20 Prozent wachsen. „In diesem Zeitraum könnte die Zahl der Mitarbeiter bis auf 700 steigen“, sagt der Firmengründer. Ungefähr 70 Prozent des Geschäfts macht das Familienunternehmen als Partner von Holcim. Doch auch mit anderen großen Namen arbeitet man mittlerweile zusammen: von Saldern transportiert den Beton für den Massivhausanbieter Viebrock.