St. Georg. Erstmals hat jetzt der Hamburger Erzbischof Werner Thissen öffentlich Kritik am umstrittenen Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geäußert. „Es ist dadurch eine Krise im ökumenischen Miteinander entstanden“, sagte er dem Hamburger Abendblatt. „Die Orientierungshilfe richtet großen ökumenischen Schaden an.“ Der katholische Geistliche zitiert die Kritik von einigen evangelischen Amtsbrüdern, die – wie der Braunschweiger Ökumene-Bischof Friedrich Weber – „gravierende Irritationen“ nach der Veröffentlichung feststellen.

Der Rat der EKD hatte kürzlich das Papier „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ publiziert und bei evangelischen Christen wie auch in der katholischen Kirche eine Welle der Ablehnung ausgelöst. Die Orientierungshilfe plädiert dafür, alle Familienformen zu stärken, und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Dass die Norm der Ehe geschwächt werde, kritisierte auch die frühere Hamburger NDR-Landesfunkhauschefin und katholische Christin Maria von Welser. Ihr fehle in dem Dokument der „Mut zu klaren Worten und Mut zu einem vielleicht altmodischen Familienmodell“, das die Zukunft der Gesellschaft sichere.