Konkurrenten und Finanzinvestoren erwägen Einstieg. Weitere Umflaggung auf Max Bahr auf Eis. Offenbar liebäugelt auch eine Gruppe von Hedgefonds mit der Übernahme des Konzerns.

Hamburg/Kirkel. Die zahlungsunfähige Baumarktkette Praktiker ist in den Blick von zahlreichen Interessenten gerückt. „Es gibt mehrere seriöse Anfragen von Investoren“, sagte Udo Gröner, Insolvenzverwalter der Muttergesellschaft Praktiker AG, nach einer Betriebsversammlung in Kirkel. Dabei handele es sich sowohl um Konkurrenten als auch um Finanzinvestoren. Gröners Rechtsanwaltskollege Patrik Eckstein von der Kanzlei Heimes und Müller bezifferte die Zahl im Gespräch mit dem Abendblatt auf „mehr als zehn“.

Auch bei Rechtsanwalt Christopher Seagon sind mehrere Anfragen eingegangen. Der Heidelberger ist Insolvenzverwalter der acht Tochtergesellschaften von Praktiker, die am vergangenen Donnerstag wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit die Insolvenz beantragt haben. „Es gibt Interessensbekundungen, aber da ist noch nichts Verbindliches dabei“, sagte Seagons Sprecher Andreas Voskuhl.

Zwischen beiden Insolvenzverwaltern herrsche Übereinstimmung darüber, dass der Konzern möglichst als Ganzes verkauft werden solle. Im Zuge der Insolvenzanmeldung werde nun der Investorenprozess angeschoben. Dabei erhalten Interessenten Einblick in die Unternehmensdaten und können im Anschluss ihre Angebote abliefern.

Offenbar liebäugelt auch eine Gruppe von Hedgefonds mit der Übernahme des Konzerns. Sie haben sich in die 250 Millionen Euro schwere Praktiker-Anleihe eingekauft und wollen diese nun in Aktien umtauschen, sagte der offizielle Vertreter der Anleihegläubiger, Ingo Scholz. „Zurzeit formiert sich eine Gruppe von vier bis fünf Investoren, die einen Tausch von Schulden in Eigenkapital initiieren wollen“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. „Sie sind bereit, das Unternehmen aus der Krise zu führen.“ Bedingung sei aber, dass die Banken darauf verzichteten, die ertragsstärkere – und nicht insolvente – Baumarkttochter Max Bahr separat zu verkaufen, die an sie verpfändet ist. „Wir wollen erreichen, dass Max Bahr in der Gruppe bleibt und nicht von den Gläubigern verwertet wird“, sagte Scholz. „Das liegt im Interesse aller und ist allemal besser, als jetzt – zum ungünstigsten Zeitpunkt – zu verkaufen.“

Beide Insolvenzverwalter arbeiten unterdessen daran, den Geschäftsbetrieb weiter zu stabilisieren. Die Belieferung der Märkte mit Waren sei fast schon gesichert, hieß es. „Die Verhandlungen laufen positiv und befinden sich auf der Zielgeraden“, sagte Eckstein. In der vergangenen Woche hatten einige Lieferanten den Verkauf ihrer Produkte gestoppt. So wurden in einem Rahlstedter Markt Paletten mit Laminat mit Klebeband umhüllt, Spülbecken verschwanden hinter einem Vorhang.

Gröner äußerte sich gegenüber einer weiteren Umflaggung von Märkten derzeit skeptisch. Die Strategie des Konzerns sah zuletzt vor, Filialen von Praktiker auf die Marke Max Bahr umzustellen, die 1879 in Hamburg gegründet wurde. Dabei sei allerdings „Geld ein Thema“. Es mache keinen Sinn, weitere Finanzmittel in die Umgestaltung zu stecken, sagte Gröner, „wenn in drei Monaten ein neuer Investor vorhanden ist, der sagt, er macht es ganz anders“. Voskuhl sprach von rund 20 Märkten, die noch umgestellt werden sollten, wollte zu einzelnen Standorten aber nichts sagen.

An der Börse kamen die Nachrichten nach tagelangem Auf und Ab gut an. Die Praktiker-Aktie reagierte mit einem kräftigen Plus. Der Kurs schoss 13 Prozent auf 20 Cent nach oben.