Das Management will die funktionierenden Läden in die Tochtergesellschaft Max Bahr integrieren. Aktionärsvertreterin Isabella de Krassny glaubt an eine Zukunft der Kette.

Hamburg. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ könnte die Marke Praktiker im Zuge der Sanierung der insolventen Hamburger Baumarktkette verschwinden. Das Management plane, alle funktionierenden Praktiker-Filialen in den von der Insolvenz ausgenommenen Max-Bahr-Geschäftsbereich zu integrieren. Ziel sei ein „Kern-Max-Bahr“ mit 180 bis 200 Filialen und einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro.

Derzeit arbeite die Unternehmensspitze noch an einem Konzept, glaube aber, genügend Kapital für den Neuanfang bekommen zu können, berichtet das Magazin. Durch die Insolvenz könne man sich von den Problemen befreien, die eine Sanierung bisher so schwierig machten. Dazu zählen aus Managementsicht neben den Rabattaktionen auch die alten Mietverträge mit viel zu hohen Mieten.

Auch die österreichische Aktionärsvertreterin Isabella de Krassny glaubt weiter an eine Zukunft für die insolvente Baumarktkette. „Eine Insolvenz ist noch nicht das Ende. Wir überlegen gerade gemeinsam mit weiteren Investoren, die Banken rauszukaufen und ihre Kredite abzulösen“, sagte de Krassny der „Bild“-Zeitung. Praktiker könne profitabel werden, wenn der Konzern seine Kosten deutlich senke. Da gebe es viel Potenzial. „Im Einkauf könnte man mit besseren Verträgen jedes Jahr 80 Millionen Euro sparen. Der Verwaltungsapparat ist aufgebläht, frisst acht Prozent des Umsatzes.“ Branchenüblich seien vier Prozent. In den vergangenen eineinhalb Jahren seien allein für Berater-Gutachten 80 Millionen Euro ausgegeben worden. „Praktiker wurde regelrecht ausgeblutet.“

De Krassny, deren Mann Alain über die Beteiligungsgesellschaft Donau Invest knapp zehn Prozent der Anteile hält, sprach sich gegen eine Zerschlagung der Kette aus, weil dabei Werte vernichtet würden. „Schon jetzt kreisen doch die Aasgeier, die sich die besten Stücke rauspicken wollen“, sagte sie.

Praktiker kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von drei Milliarden Euro und zählte 414 Filialen, davon 315 in Deutschland. Der Konzern hatte vergangene Woche zunächst für acht Tochtergesellschaften und am späten Freitagabend auch für die Muttergesellschaft Insolvenz angemeldet, rund 20.000 Mitarbeiter zittern um ihren Arbeitsplatz. Das Unternehmen hatte sich mit seinem Billigkonzept ins Aus manövriert. Die 132 Baumärkte der Marke Max Bahr sind von der Insolvenz nicht betroffen. Allerdings haben auf einen Teil von Max Bahr die Kreditgeber die Hand. Die Märkte dienen als Sicherheit für Kredite über 75 Millionen Euro, die von der Raiffeisen International, der Commerzbank und anderen ausgereicht worden waren.