Betroffen sind 1400 Mitarbeiter. Betriebsrat kritisiert Billiglöhne. Bei Brutto-Monatseinkommen von rund 1600 Euro seien viele Mitarbeiter auf Zweitjobs oder Hartz-IV-Aufstockung angewiesen.

Hamburg. Monatelang wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt, jetzt steht die Planung für die Neustrukturierung der Service-Gesellschaften beim Klinikbetreiber Asklepios Hamburg offenbar kurz vor dem Abschluss. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrats soll es künftig vier branchenspezifische Gesellschaften mit den Arbeitsschwerpunkten Reinigung, Logistik, Küche und Bewachung geben. Die Stadt Hamburg, die 25,1 Prozent an dem Unternehmen hält, habe der Umwandlung bereits zugestimmt. Betroffen sind 1400 Mitarbeiter.

Der Betriebsrat kritisiert die Pläne für die Neuordnung. „Der Arbeitgeber will die Anwendung der billigsten Tarifverträge festschreiben etwa im Bereich Gastronomie oder Reinigung“, sagt die Vorsitzende Katharina Ries-Heidtke. Die Arbeitnehmervertreter fordern einen Haustarifvertrag für alle Beschäftigten in den Service-Bereichen. Den speziellen Anforderungen im Gesundheitsbereich müsse auch auf dem Lohnzettel Rechnung getragen werden. Unter allem will die Gewerkschaft Einstiegslöhne zwischen 9,50 Euro und 10,60 Euro, eine Jahressonderzahlung von 900 Euro und Zuschläge durchsetzen. Bereits mehrfach waren deshalb die Beschäftigten der größten Service-Tochter, der Asklepios Services Hamburg (ASH), in den Ausstand getreten.

„Wenn der Arbeitgeber sich nicht bewegt, erhöhen wir den Druck“, sagt Björn Krings, bei Ver.di zuständig für den Bereich Gesundheit. Nach seinen Angaben verdienen die Mitarbeiter in den ausgelagerten Tochtergesellschaften zwischen 30 und 50 Prozent weniger als nach dem Krankenhaustarif. Bei der ASH sei zudem etwa die Hälfte der Mitarbeiter „grundlos befristet angestellt“. Tarifliche Leistungen wie Zuschläge und Urlaubsgeld fehlten komplett. Asklepios argumentiert, bereits seit 2012 den Mindestlohn von 8,50 Euro auch für Bereiche mit geringeren Abschlüssen eingeführt zu haben. Eine Notwendigkeit für weitere tarifliche Regelungen sehe man nicht, heißt es.

Bei den Mitarbeitern ist die Wut groß. Bei Brutto-Monatseinkommen von rund 1600 Euro etwa im Logistikbereich seien viele auf Zweitjobs oder Hartz-IV-Aufstockung angewiesen, sagt der Betriebsratsvorsitzende der ASH, Yasar Aydin. In den nächsten Tagen will Ver.di zu mehrtägigen Streiks aufrufen, auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen sind erneut zu Solidaritätsstreiks aufgefordert. Dabei haben die Arbeitnehmervertreter auch die Stadt als Mitgesellschafter im Visier. „Hamburg muss seine Beteiligungsmöglichkeiten wahrnehmen, um prekäre Beschäftigung bei Asklepios zu verhindern“, fordert Katharina Ries-Heidtke.