Steinwerder. Seit fünf Tagen stehen die sechs Tiefkühlcontainer mit ihrer brisanten Fracht auf dem Containerterminal Tollerort. Am Sonnabend waren sie auf Geheiß des Zolls von Bord des mehr als 330 Meter langen Frachtschiffs „Cosco Pride“ gehievt worden, doch jetzt sollen sie so schnell wie möglich ihre Reise nach Hongkong und weiter nach Japan fortsetzen.

Wie das Abendblatt erfuhr, sind die Container wieder freigegeben. Die Papiere, die teils hatten nachgereicht werden müssen, sind nach Aussage des Zolls „einwandfrei“ in Ordnung. Es gebe keine Handhabe, die Container – insgesamt sollen sie die Fleischmenge von zehn Finnwalen enthalten – festzuhalten. Das Zollfahndungsamt hat die Ermittlungen eingestellt. Wie die Container das HHLA-Terminal verlassen werden, wo sie im Zollverschlussbereich, einer Art Schleuse zwischen EU-Ausland und EU-Inland, stehen, ist noch nicht klar. Darum muss sich der Eigentümer der Container beziehungsweise der Fracht kümmern. Der Frachter „Cosco Pride“, der die Container in Rotterdam aufgenommen hatte, hat den Hafen bereits am Sonntag verlassen.

Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die bereits am Freitag gegen die Ladung protestiert und den Fall ins Rollen gebracht hatte, wird das Walfleisch in Japan erwartet. Greenpeace-Sprecherin Iris Menn zeigte sich enttäuscht über die aktuelle Entwicklung: „Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ist jetzt gefordert, dass keine weiteren Walfleisch-Transporte über deutsche Häfen erfolgen.“

Laut Ministerium gibt es aber keine Möglichkeit, den Transit von Walfleisch zu verhindern: „Die Bundesregierung ist strikt gegen den kommerziellen Walfang auch außerhalb der EU und ist bestrebt, Vorgänge zu verhindern, die diesem Ziel zuwiderlaufen“, sagte ein Sprecher. Allerdings sehen CITES (das Washingtoner Artenschutzabkommen) und die EG-Artenschutzverordnung für bestimmte Fälle vor, „dass die Durchfuhr, das heißt der reine Transit durch die Gemeinschaft, von Exemplaren geschützter Arten unter bestimmten Umständen zuzulassen ist“. Dies sei zum Beispiel beim Handel mit Finnwalfleisch für die Staaten der Fall, die einen Vorbehalt gegen die Aufnahme dieser Arten in das Artenschutzabkommen eingelegt haben – Island und Japan.

Dennoch gibt es bereits in anderen Häfen Bestrebungen, die Durchfuhr von Walfleisch zu unterbinden: „In den Niederlanden hat die Rotterdam Port Authority vor Kurzem alle betroffenen Unternehmen aufgefordert, kein Walfleisch mehr durch den Hafen durchzuführen“, sagte der Sprecher. „Das Bundesumweltministerium prüft derzeit, ob dieses Modell auch für deutsche Häfen infrage kommt.“