Herr von Eden ist insolvent. Nun will sein Schöpfer Bent Angelo Jensen das Modelabel retten. Prominente sollen helfen

Hamburg. Seit 1996 steht Bent Angelo Jensen mit seinem Label Herr von Eden für extravagante Herrenmode. Die Fingernägel schwarz lackiert, die Mimik gewohnt süffisant – eigentlich ist alles beim Alten. Und doch ist jetzt alles ganz anders. Ein offenes Gespräch über Misserfolg, echte Freunde und Kundinnen, die es nicht gibt.

Hamburger Abendblatt:

Wie geht es Ihnen, Herr Jensen?

Bent Angelo Jensen:

Gut. Ehrlich gesagt ist das gerade die spannendste Phase meines Lebens. Aber sicherlich auch die anstrengendste. Seit zehn Tagen schmerzen mir Leib und Knochen. Und das liegt nicht daran, dass ich zweimal pro Woche um die Alster jogge.

Es liegt also an Ihrem gerade gestarteten Planinsolvenzverfahren, schätze ich. Wann haben Sie sich dazu entschlossen?

Jensen:

In den ersten zehn Jahren meiner Karriere war ich sehr erfolgreich. Die Banken vertrauten mir, gaben mir reichlich Darlehen für neue Projekte und für Filialen in München und Kopenhagen sowie für eine weitere Hamburg-Dependance an der Langen Reihe. Ich bin einfach zu schnell gewachsen, und auf einmal hatte ich nicht nur sechs Läden, sondern auch 600.000 Euro Schulden auf der Uhr. Böse Briefe vom Finanzamt und Kontopfändungen waren zuletzt an der Tagesordnung, die Toleranz von Vermietern und Lieferanten ist einfach ausgereizt. Und bevor mich die Verpflichtungen auffressen und alles in sich zusammenbricht, bin ich unter den Schutzschirm des Planinsolvenzverfahrens gegangen.

Sie gehen sehr offensiv mit Ihrem Misserfolg um …

Jensen:

Ich will mich nicht verstecken, sondern lieber dazu stehen, dass ich unternehmerische Fehlentscheidungen getroffen habe.

Wie kam es denn überhaupt zu dem großen Schuldenberg?

Jensen:

Ich dachte, ich müsste wie alle erfolgreichen Modedesigner expandieren und neben Bekleidung auch noch Schuhe, Schmuck und Parfüm anbieten. Das hat sich als falsch herausgestellt. Zuletzt habe ich noch eine Damenkollektion herausgebracht, die sich überhaupt nicht verkauft hat.

Mit Verlaub: Die war auch wenig weiblich. Wer sollte die Mode tragen?

Jensen:

Das war das Problem: Ich habe die Kollektion für eine Kundin entworfen, die es so nicht gibt. Frauen, die 1000 Euro für einen Hosenanzug ausgeben, gehen vielleicht zu Boss oder Prada, aber diese Kundinnen haben den Weg nicht zu Herr von Eden gefunden.

Machen Sie auch den Standort Hamburg mit verantwortlich, wie einige Ihrer Kollegen?

Jensen:

Nein, überhaupt nicht. Man braucht sich nur die Karriere von Jil Sander anzuschauen, dann weiß man, dass Hamburg ein gutes Sprungbrett sein kann.

Wie geht es jetzt weiter?

Jensen:

Die Damenkollektion habe ich als Erstes abgestoßen, gerade läuft dazu ein Ausverkauf in allen Geschäften. Die Filialen München, Kopenhagen und Lange Reihe musste ich schließen und leider vier Mitarbeiter entlassen. Damit die erfolgreiche und beliebte Marke Herr von Eden weiterlebt, konzentriere ich mich jetzt wieder auf mein Kerngeschäft, und das ist nun mal Herrenbekleidung. Am besten verkaufen sich weiße und hellblaue Hemden sowie dunkelblaue Anzüge, also die Klassiker. Ich werde auch wieder selbst im Laden stehen und so den Kunden näher sein – das habe ich in den vergangenen fünf Jahren gar nicht mehr gemacht. Auch bei der Produktion wird sich einiges ändern: Anstatt zweimal im Jahr eine Kollektion herauszubringen, werden wir nun laufend alles sechs Wochen produzieren. Bei den Schnitten habe ich ebenfalls nachgebessert.

Jan Delay, Rocko Schamoni, Bela B von den Ärzten und sogar der kanadische Pianist Chilly Gonzalez gehören zu Ihren Kunden – oder besser gesagt Fans. Wie haben die Musiker auf den Insolvenzantrag reagiert?

Jensen:

Mein Telefon glüht, ich bekomme unheimlich viel Unterstützung. Jetzt erst erkenne ich wirklich, wer ein guter Freund und ein loyaler Mitarbeiter ist.

Können die Prominenten nicht auch irgendwie dazu beitragen, dass Herr von Eden sich wieder aufrappelt?

Jensen:

Aber ja! Gerade bin ich dabei, eine Solidaritätsauktion mit prominenter Unterstützung zu organisieren. Für die erste Septemberwoche könnte ich mir ein großes Benefiz-Event vorstellen, bei dem Musiker Konzerte geben und Werke sowie Sachspenden von befreundeten Künstlern versteigert werden. Den Erlös könnte ich wieder ins Unternehmen stecken. Von dieser Sache verspreche ich mir ganz viel.