350.000 Besucher feiern Riesenparty beim Schlagermove in Hamburg: „Das ist noch besser als Karneval.“

Hamburg. Überall leuchtet und blitzt es. Paillettentops, neonfarbene Plateauschuhe, Kleider mit Blumenmustern und aufblasbare Plastikgitarren so weit das Auge reicht. Dann ertönt „Siebzehn Jahr, blondes Haar“, die Blumenmuster bewegen sich, die Plateauschuhe wippen im Takt. Zum 17. Mal ist der Schlagermove in Hamburg. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Festival der Liebe“. Und wirklich scheint es so zu sein: Besucher singen laut, tanzen auf der Straße, umarmen sich. Von wegen hanseatische Zurückhaltung. Hier wird geschunkelt, gelacht und gerockt.

350.000 Besucher sind dabei, die meisten verkleidet, um zu tanzen und zu feiern. 45 mit Luftballons und Plastikblumen geschmückte Musik-Trucks ziehen vom Heiligengeistfeld Richtung Landungsbrücken, rund drei Kilometer führt die Tour Schlagerfans und PartyTrucks durch das Herz St. Paulis.

Neben den schrill kostümierten Besuchern geben sich auch dieses Jahr wieder Stars aus der Schlagerszene die Ehre. Zum Beispiel Antonia aus Tirol und Costa Cordalis. Antonia heizt den Besuchern auf dem ersten Wagen von „Bild“ ein, begeistert später auf der Reeperbahn noch mit einem Live-Auftritt. Costa Cordalis winkt von dem Medimax Party Truck und verteilt Luftküsse. Erst kürzlich hatte er mit gesundheitlichen Problemen auf der Bühne für Schlagzeilen gesorgt, als er sich nach einer Bandscheiben-OP nicht mehr auf den Beinen halten konnte. „Ich bin wieder richtig fit“, versichert der 69-Jährige, bevor er auf den Truck klettert. Er freue sich, beim Schlagermove zu sein. „40 Jahre deutscher Schlager ist für mich ein tolles Gefühl.“

Auch wenn sich die Fans über Costa Cordalis freuen – im Kern geht es hier um ausgelassene Stimmung und kunterbuntes Treiben. „Die Massen, die gute Laune haben, verkleidet sind, singen – das ist einfach geil!“, ist Hamburgerin Linda Rodenbeck, 24, begeistert.

Doch nicht nur Hamburger sind auf die kunterbunte Partymeile gekommen. Auch die Holländerinnen Helma Hürenkamp, 45, und Wilma Buitink, 43, hat es auf die Party verschlagen. „Das ist noch besser als Karneval“, erzählt Hürenkamp, die auch in den Niederlanden passionierte Karnevalgängerin ist. Jennifer John, 24, und die gleichaltrige Carolin Schnecke sind für den Schlagermove extra aus Sachsen-Anhalt angereist. Sie sind bereits das dritte Mal beim „Festival der Liebe“ dabei. Und wie war es dieses Jahr? „Eine herrliche Party. Das erste Mal, dass wir beim Schlagermove nicht nass geworden sind“, grinst Schnecke. John stimmt ihr zu: „Mein persönliches Highlight war das Wetter. Und die Stimmung!“

Die Schlagerfans haben dieses Jahr tatsächlich Glück. Trotz zunächst unbeständigen Wetters klart der Himmel am Nachmittag auf, und die Sonne scheint über die kunterbunte Partymeile. „Petrus ist doch Schlagerfan“, freut sich Veranstaltungssprecher Axel Annink. Insgesamt zeigen sich die Veranstalter sehr zufrieden. „Es wird friedlich, fröhlich, ausgelassen gefeiert. Es läuft alles sehr rund für uns“, sagt Annink. Und tatsächlich verläuft die Feierei ohne größere Zwischenfälle. Es gibt zwar leichte Verletzungen, vereinzelte Prügeleien und Körperverletzungen – dies bleibt aber die Ausnahme. Noch bis zum Abend drehen die Musik-Trucks ihre Runde durch St. Pauli. Gegen 22.00 Uhr verstummen die Boxen.

Da ist die Party aber lange noch nicht vorbei: Mehr als 14.000 Feierlustige strömen zum Heiligengeistfeld auf die ausverkaufte Aftermove-Party mit Live-Auftritten von acht Künstlern und Bands in fünf Zelten. Auch die „Malle für alle“ -Party in der Fischauktionshalle lockt rund 2700 Schlagerfans zur anschließenden Feierei.

Bis in die späte Nacht schunkelt die bunt kostümierte Feiermeute noch zu Hits wie „Ti Amo“, „Griechischer Wein“, und „Ein Bett im Kornfeld“ durch St. Pauli. Dann langsam neigt sich das schrille Fest dem Ende entgegen. Die Glitzerplateauschuhe verschwinden vom Kiez und werden wohl erst 2014 ihren nächsten großen Auftritt haben. Denn auch kommendes Jahr heißt es zum Schlagermove im Juni wieder: „Hossa, Hossa, Hossa!“