Feiert Hamburg zu viel?

In regelmäßigem Abstand publizieren Umfrageinstitute Studien über die Lebensqualität von Metropolen. Hamburg schneidet dabei zumeist sehr gut ab. Die Hansestadt gilt als weltoffen, tolerant, kreativ, pulsierend und als ein Ort, in der jeder nach seiner Façon selig werden kann.

Vielen Hamburgern bedeutet gerade diese Toleranz und Weltoffenheit sehr viel. Untersuchungen bestätigen immer wieder, dass die allermeisten gern an der Elbe leben.

Ein Grund für diese positive Wahrnehmung ist Hamburgs Gastgeberschaft für unterschiedlichste Veranstaltungen. Triathlon, Schanzenfest, Schlagermove, Harley Days, Hafengeburtstag, Christopher Street Day, Nacht der Museen – die Zahl der Besucher geht in die Millionen. Man muss nicht jede Veranstaltung mögen, aber eines ist klar: Die Vielfalt dieser Events spiegelt die Vielfalt der Menschen dieser Stadt.

Die Veranstaltungen demonstrieren aber auch, dass in einer modernen Metropole der öffentliche Raum nicht die Fortsetzung kleinbürgerlicher Spießigkeit ist, die vor allem eines beansprucht: die eigene Ruhe. Wo wollen wir die Grenzen der Belästigung ziehen? Beim allgegenwärtigen Kindergeschrei auf Kinderspielplätzen? Bei den Grillpartys in den öffentlichen Parks der Stadt? Oder gar bei politischen Demonstrationen, weil die uns den Wochenendeinkauf verhageln?

Sicher: Hoteliers, Einzelhandel, Gastronomen und damit das Steuersäckel unserer Stadt profitieren von der modernen Eventkultur. Aber es geht nicht allein um wirtschaftliche Fragen. Vielmehr geht es um das Selbstverständnis dieser Stadt. Darum, dass wir freundliche Gastgeber sind, Menschen aus aller Herren Ländern anziehen und – ja, auch das – dass wir das Leben in vollen Zügen genießen können.

Also: Bleiben wir tolerant. Wem es doch mal zu laut wird, der kann ja aufs Land fahren!

Der Autor ist leitender Abendblatt-Redakteur